Bericht aus einem gebrochenen Land (029)

Prenzlauer Allee, früher Prenzlauer Berg – heute Pankow

Dass Deutschland sterben soll, scheint die Besucher dieser Lokalität im Prenzlauer Berg nicht zu interessieren. Was in Berlin, der Zentrale des deutschen Irrenhauses, für normal gehalten wird, gilt nicht automatisch auch im Rest der Welt für normal. Das Gegenteil ist der Fall, und wer nur ein wenig rum gekommen ist in der Welt, weiß das. Ich für meinen Teil beispielsweise habe weder in Bulgarien, noch in den Vereinigten Staaten ähnliche Parolen an den Wänden gesehen. An “USA, Du mieses Stück Scheiße!” oder “Vereinigte Staaten verreckt!” kann ich mich nicht erinnern, genauso wenig wie an ein “Nie wieder Bulgarien!” oder “Bulgarien muss sterben!”. Man stelle sich einen US-Präsidenten oder auch nur den Präsidenten Bulgariens vor, der Vaterlandsliebe nur zum Kotzen findet, und der darüber hinaus mit den Vereinigten Staaten oder eben mit Bulgarien noch nie etwas anzufangen wusste und es bis heute nicht weiß. Das käme keinem Bulgaren in den Sinn und würde selbst Sleeping Joe nicht mal im Traum einfallen. Dass der Deutsche so aufs Untergehen, Verrecken und Sterben steht, erkläre ich mir so, dass er sich selbst wie ein Stück Scheiße fühlt. Das ist nicht schön. Scheiße ist braun und stinkt. Das dumme an der Geschichte ist, dass der Deutsche eigentlich nur geliebt werden möchte, so wie jeder andere Mensch auch. Um von anderen geliebt zu werden, muss man zuerst sich selbst lieben können. Dass dies dem Deutschen nicht gegeben ist, oder vielleicht sollte man besser sagen, dass er nicht den Mut hat, sich die Freiheit zu nehmen, sich selbst zu lieben, ist seine größte Tragik und am Ende auch sein Untergang.

Foto&Text TaxiBerlin

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