Bericht aus einem gebrochenen Land (052)
Ich lese gerade folgende Aussagen zum Thema Migration, die mich aufhorchen lassen: “Dies ist eine Frage des Überlebens der westlichen Zivilisation.”, und diese hier: “Wir müssen aufwachen und verstehen, dass wir unsere Grenzen schützen müssen. Wenn wir offen für alle Formen der Migration sind, wird unsere Welt zusammenbrechen.” Was sich nach Martin Sellner anhört, ist von Donald Tusk, dem frisch gewählten polnischen Ministerpräsidenten, der gerade zum Anstrittsbesuch in Berlin weilt. Von “Demonstrationen gegen Rechts”, in dem Fall gegen Donald Tusk, ist mir nichts zu Ohren gekommen. Im Gegenteil, der neue polnische Ministerpräsident wurde höflich von Olaf Scholz empfangen. In der gemeinsamen Pressekonferenz war von “aufwachen und verstehen” keine Rede mehr, und es hätte auch keinen Sinn, denn um das Erinnerungsvermögen von Olaf Scholz ist es nicht zum Besten bestellt. Trotzdem erlaube ich mir eine kleine Zugabe, einfach weil es so zum Lachen ist. Sagten wie früher: “Was bleibt uns? – Walter Ulbricht!”, so gilt heute: “Was bleibt uns? – Humor!” Vor seiner Reise nach Berlin, also noch in seinem Heimatland Polen, hatte Donald Tusk erklärt, dass dies nicht nur seine persönliche Haltung zur Migration sei, sondern die Polens ganz allgemein. Aber es wird noch besser! Während des Wahlkampfs soll Tusk und sein Bündnis sich sogar einen regelrechten Überbietungswettbewerb um die härteste Migrationspolitik mit der rechtspopulistischen PiS geboten haben. Die von der PiS, also dem politischen Gegner von Donald Tusk, im Jahr 2022 errichtete Grenzmauer zu Belarus, soll von ihm und seinem Bündnis als “zu löchrig” kritisiert worden sein, weil immer noch Migranten über die Belarus-Route nach Polen gelangen würden. Um im Wahlkampf zu punkten, machte Donald Tusk letztes Jahr sogar einen Streit mit Angela Merkel publik. Nach Angaben von Donald Tusk gab es während einer EU-Ratssitzung eine Auseinandersetzung mit Angela Merkel. Dort soll Donald Tusk unserer Angela Merkel wortwörtlich erklärte haben, „dass wir die Menschen nicht daran hindern können, die Grenzen Europas zu überqueren, weil es zu viele von ihnen gibt.“ Wie gesagt: das sagt nicht Martin Sellner, sondern Donald Tusk. Gegen die “zu vielen” soll nun, geht es nach Donald Tusk, ein Zaun mit möglichst wenigen Löchern helfen. Aber fordert das nicht Donald Trump auch? Ist Donald Tusk vielleicht gar nicht Donald Tusk, sondern die polnische Kopie von Donald Trump?
Foto&Text TaxiBerlin