Bericht aus einem gebrochenen Land (057)

Oft komme ich mir in Berlin wie im falschen Film vor, manchmal ist der Film auch eine Oper respektive Operette, gelegentlich auch ein Musical. Dass ich den Eindruck habe, im falschen Film, Oper, Operette, Musical zu sein, liegt daran, dass es schwer geworden ist in der Zentrale des deutschen Irrenhauses, noch normale Leute zu treffen. Denn die allermeisten vertrauen immer noch den Verlautbarungen unserer Regierung. Im Gegensatz zu Bulgarien, wo ich viel Zeit verbracht habe in den letzten Jahren. Dort war und ist es bis heute ein Ding der Unmöglichkeit, jemanden zu finden, der der Regierung vertraut. Neuerdings gibt es nun auch hierzulande Zwischentöne. Gestern beispielsweise stellte jemand die Frage, ob dass denn erlaubt sei, dass anlässlich des Besuches des ukrainischen Regierungschefs Hubschrauber der Bundeswehr über Berlin kreisen würden, weil Einsätze der Bundeswehr im Inland verboten sind. Wenn das Motto der Bundeswehr “Wir kämpfen auch dafür, dass Du gegen uns sein kannst.” wirklich stimmt, habe ich persönlich nichts gegen den Einsatz der Bundeswehr im Inland. Im Gegenteil – aber das nur nebenbei. Neben der Geschichte mit den Bundeswehrhubschraubern habe ich noch gehört, wie jemand meinte, dass in der Ukraine gar nicht um unsere Freiheit, sondern um Bodenschätze und natürlich die Kornkammer gekämpft werden würde. Meine Überlegung, ob ich das jetzt melden muss, wurde jäh durch die leise ausgesprochene Befürchtung unterbrochen, dass es auch bei uns bald Krieg geben wird. Das hat mich dann wieder an Bulgarien erinnert, wo diese Befürchtung bereits bei Kriegsbeginn vor zehn Jahren laut ausgesprochen wurde.

Foto&Text TaxiBerlin

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