Bericht aus einem gebrochenen Land (061)
Was sich nach fernem Balkan anhört, spielt sich gerade in Deinem Wohnzimmer ab. Recherchiert haben auch keine Bulgaren, sondern das öffentlich/rechtliche InfoRadio des RBB. Dort hat man nun endlich auch das herausgefunden, was Taxifahrer in Berlin bereits seit vielen Jahren sagen, und zwar dass es bei Uber und Co nicht mit rechten Dingen zugeht. Bemerkenswert ist der Zeitpunkt der Bekanntgabe, immerhin ist Uber zum zweiten Mal in Folge Sponsor der gerade stattfindenden UBERlinale. Laut dem RBB sollen mindestens 1.000 Fahrzeuge von Uber, Bolt und Co illegal in der Zentrale des deutschen Irrenhauses unterwegs sein. Experten wie der verkehrspolitische Sprecher der SPD-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus Tino Schopf sprechen sogar von 2.000 illegalen Fahrzeugen. Dazu muss man wissen, dass es offiziell nur 4.300 Mietwagen in Berlin gibt. Als wenn das alles nicht schlimm genug wäre, weist das öffentlich/rechtliche InfoRadio darauf hin, dass Fahrgäste, die in einem Mietwagen ohne gültige Konzession zu Schaden kommen, nicht versichert sind. In Bulgarien sagt man in einem solchen Fall: “Garanzija – Franzija”, also wenn man Garantie will, muss man nach Frankreich gehen. Wobei Frankreich nur, weil es sich besser reimt als “Garanzija – Germanija”. Der Bulgare zieht es vor, nach Deutschland zu gehen, zumindest war das früher so. Richtiger wäre aber, hier in der Vergangenheitsform zu schreiben. Illegale Taxis, die den Namen Taxi nicht verdienen, gab es in Bulgarien zuletzt in den Neunzigern. Das aktuelle Geschehen in Berlin, der Zentrale des deutschen Irrenhauses, dürfte für den gemeinen Bulgaren vor allem eines sein – ein Déjà-vu.
PS: Im Interview mit dem RBB sagt der verkehrspolitische Sprecher der SPD-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus Tino Schopf, dass Uber den Preis der Fahrt vorgeben würde, wovon auch ich ausgehe. Offiziell macht das aber der Generalunternehmer Thomas Mohnke. Wie genau er das macht und wie viel er dafür bekommt, konnte, besser: wollte, er mir aber schon vor eineinhalb Jahren bei meiner Recherche “Wir haben den Leuten eine Lüge verkauft” nicht verraten.
Foto&Text TaxiBerlin