Dimitroffden
Mein Holz – gestapelt und nummeriert
Gestern läuteten plötzlich die Glocken, als ich gerade Downtown im Dorf war. Normalerweise läuten die Glocken der kleinen Dorfkirche nur, wenn jemand gestorben ist. Gestern läuteten sie, weil gestern Dimitroffden war. Der Namenstag von Dimitroff ist deswegen wichtig, weil mit ihm auch der Winter eingeläutet wird. Und es war gut, dass mich die Glocken unserer kleinen Dorfkirche daran erinnert haben. Ich musste nämlich noch mein Holz stapeln, das ich bereits vor einiger Zeit gesägt hatte. Gestapelt habe ich es nun gestern Nachmittag. Ich habe das Holz aber nicht einfach nur gestapelt, sondern, wie es sich für einen richtigen Deutschen gehört, darüber hinaus auch nummeriert. Warum ich mein Holz nummeriert habe, kann ich gar nicht genau sagen. Ich glaube, es hängt mit dem Einwecken zusammen. Schaut man im Internet wegen Einwecken nach, dann erfährt man, dass für den Deutschen die Etiketten das wichtigste beim Einwecken ist. Ohne Etiketten kein Einwecken! Das ganze nur beim Deutschen wie gesagt. Schaut man auf anderen Seiten in anderen Sprachen nach, spielen die Etiketten eine untergeordnete Rolle. Der Bulgare kennt keine Etiketten beim Einwecken. Kein Glas, das mir je in Bulgarien geschenkt wurde, hatte ein Etikett. Niemals! Ich selbst wecke auch ohne Etiketten ein. Aber offensichtlich hab ich das Etikettieren in den Genen. So erkläre ich mir zumindest, dass ich nun mein Holz nummeriert habe. Ob ich es der Reihe nach verheizen werde, ist eher unwahrscheinlich. Vermutlich habe ich unbewusst Angst, jemand würde mir mein Holz klauen. Dass jemand Kohlen geklaut hat, das hat es wirklich gegeben, aber nicht in Bulgarien sondern in Deutschland. Das ist jetzt einige Zeit her. Man nannte diesen Bösewicht damals den „Kohlenklau“. Einen „Holzklau“ gibt es bis heute selbst in Bulgarien nicht.
Foto&Text TaxiBerlin