Endlich wieder Niedergang
Der noch amtierende Präsident Biden kommt im Oktober nach Berlin. Seine Raketen kommen demnächst nach. Es ist beschlossene Sache, dass neue amerikanische Raketen in Deutschland stationiert werden. Gab es eine Debatte im Parlament darüber? Ich kann mich nicht erinnern. Genauso wie es keine Massendemonstrationen gibt heute. Anfang der Achtziger, da haben die Amerikaner schon mal Raketen bei uns stationiert, war das noch anders, wie auch obige Schallplatte der bulgarischen Firma “Balkanton” zeigt. Ich habe sie neulich auf dem Flohmarkt in Montana gefunden, was vor allem an der Muttersprache auf dem Cover lag: “1983 darf kein Raketenjahr werden. Keine Atomraketen in unserem Land. Kampf dem Atomtod.” Vor lauter Angst vor dem Klimatod, kommt der Atomtod heute gar nicht mehr vor. Dazu passt, dass Kriege wie im Nahen Osten und der Ukraine nicht als Klimakiller begriffen werden. Alleine deswegen müsste gegen sie demonstriert werden. Warum gibt es aber keinen Protest der Klimabewegten? Ich vermute, weil die Nato-Nachrüstung Anfang der Achtziger gut ausgegangen ist. Ende der Achtziger war es so weit, der Westen hatte den Osten tot gerüstet. Hinzu kam ein Michail Gorbatschow, ohne den vieles vermutlich anders gekommen wäre. Heute sieht es so aus, als würde demnächst nicht der Osten sondern der Westen untergehen. Das meint zumindest Emmanuel Todd in seinem Buch “Der Westen im Niedergang”, das am 13. Oktober im Westend Verlag erscheint. Wer den Franzosen Emmanuel Todd nicht kennt: Er war einer der ganz wenigen, die den Untergang der Sowjetunion vorhergesagt haben. Selbst im Westen, das wissen heute viele nicht mehr, konnte sich das damals kaum jemand vorstellen. Im Gegenteil, man versuchte bis zum Ende am Kalten Krieg festzuhalten. Man hatte sich an ihn gewöhnt, so wie man sich heute an den heißen Krieg gewöhnt hat.