Leben in Zeiten von Corona – Heute: Wie es sich einfühlt, ein Trockener Taxifahrer zu sein
Ein Trockener Taxifahrer ist ein Taxifahrer, dem sowohl die Fahrgäste als auch sein Taxi abhanden gekommen sind, und der deswegen vorzugsweise mit dem Rad oder zu Fuß auf unseren Straßen und Plätzen unterwegs ist. Weg von der Straße ist ein Trockener Taxifahrer nicht, und wenn er dort unterwegs ist, am besten zu Fuß, weil man dann nicht nur mehr sieht, sondern auch besser fotografieren kann, und ein weißer Toyota (Foto), der für den selbsternannte Feind aller ehrlichen Taxifahrer (Stichwort: “Ein Arschloch namens Taxi”) aus dem Amerika Obamas, Trumps und demnächst wohl auch Bidens arbeitet, der kein eigenes Geschäftsmodell hat, außer etwas Funkionierendes mit viel Geld kaputt zu machen, und hier auch keine Steuern bezahlt, mit seinen Taxi-Fahrgästen an Bord an ihm vorbei fährt, dann stellt sich dieses Gefühl ein, so eine Art Phantom-Schmerz, dass da mal etwas war, was jetzt nicht mehr ist. Daran ändert auch nichts, dass am Steuer des Uber-Fahrzeuges ein Fahrer sitzt, der nie auch nur eine Straße gelernt hat. Ganz im Gegenteil! Dass Nicht-Wissen plötzlich geil sein soll, wäre eigentlich ein Grund, wieder mit dem Trinken anzufangen. Ob es mit dem Nicht-Wissen genauso kommt wie mit dem Geiz, der vor Jahren geil war, und der irgendwann dann plötzlich doch nicht mehr geil war, weil da war ja noch was, genau: “Das Gute Gewissen” (wo ist das eigentlich abgeblieben?), ist nicht ausgeschlossen, aber eher unwahrscheinlich. Daran ändert auch nichts, dass das Nicht-Wissen nur eine Unterform des Geizes ist, sozusagen der Wissens-Geiz. Dass wenig Hoffnung besteht, dass Nicht-Wissen irgendwann nicht mehr geil ist, dürfte daran liegen, dass der, der nichts weiß, alles glauben muss, und so auch dies hier: Nicht-Wissen ist geil!
Foto&Text TaxiBerlin