“Gut gemeint ist nicht gut gemacht” – eine Weisheit, die ich auf der Straße kennengelernt habe. Nicht umsonst sage ich immer, dass meine Universität die Straße sei. Von der bin ich nun schon fast ein Jahr weg, zumindest mit meinem Taxi. Was das Taxifahren angeht, bin ich ein Trockener Taxifahrer. Aber nicht nur die Straße fehlt mir, sondern vor allem der Austausch mit ganz unterschiedlichen Leuten in meinem Taxi auf den Straßen und Plätzen Berlins. Und deswegen komme ich bei folgender Frage zu keinem richtigen Schluss, obwohl ich jetzt als Trockener Taxifahrer noch mehr Zeit zum Nachdenken habe als in meinem Taxi. Was ist eigentlich, wenn der Gute (den es ja nur gibt, weil es auch den Bösen gibt!) auch immer der Dumme ist?
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Bisher war zumindest der Tod sicher, aber das scheint sich gerade zu ändern. Auf jeden Fall gibt der Bestatter bei mir um die Ecke auf, und das macht mir Sorge. Ich meine, wo doch gerade eine Pandemie wütet, da müssten die Geschäfte von so einem Bestatter doch gerade gut laufen, würde man denken. Aber heute denken die Leute anders, habe ich den Eindruck. Heute denken die Leute glaube sich so: Die Kneipe ist dicht, also kann es beim Bestatter auch nicht laufen. Oder man denkt heute noch mal ganz anders, vielleicht so: Wenn alle zu hause bleiben, kann keiner sterben. Was aber auch sein kann, das ist jetzt aber nur eine Vermutung, ist, dass der Bestatter einfach unter der Normal-, in meiner Generation sogar Untersterblichkeit leidet. Das ist nicht gut für so einen Bestatter. Da kann die Pandemie noch so wüten. Wenn davon beim Bestatter nichts ankommt, dann kann der seinen Laden dicht machen. Und nur aus Solidarität mit so einem Bestatter jetzt einfach mal sterben, das macht ja auch keiner, oder?
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Das ist ganz normal bei einer Eskalation, dass die nächste Phase immer die entscheidendste ist, und so ist es auch jetzt. Keine Ahnung, wie die aktuelle Phase gerade heißt. Wichtig ist einzig, dass sie die entscheidendste ist, und zwar genau so lange, bis entschieden wird, dass doch erst die nächste Phase die entscheidendste sei. Damit dem Einzelnen zwischen den verschiedenen Phasen nicht langweilig wird, muss Programm geboten werden. Brot und Spiele sozusagen. Angefangen mit den täglich neuen Fallzahlen, die natürlich immer schlimmer sein müssen, als die von gestern, das ist klar. Sind sie einmal weniger dramatisch, dann gibt es dafür immer einer guten Grund, auch das ist klar. Vor allem müssen die Zahlen immer neu sein, deswegen “Zahl der Neuinfektionen”, auch wenn das gar nicht stimmt. Aber es muss uns schon, auch das gehört zum Programm, jeden Tag eine neue Wahrheit verkauft werden, und weil das stimmt, stimmt auch die verkaufte Wahrheit. Wahr ist auf jeden Fall, dass am Wochenende die Polizei schon Menschen im Freien von ihren Schlitten holen musste. Stelle mir gerade vor, wie die Polizei versucht beim Rodeln den Verkehr zu regeln, mit schwarz/weißem Polizeistock oder wegen mir auch Handzeichen. Das ist ein Spaß. Sorge habe ich aber auch, und zwar um unsere Fußballprofis. Ich meine, was sagt da eigentlich deren Versicherung dazu, dass die weiter Fußball spielen müssen? Stell dir vor, da steckt sich einer auf dem Fußballfeld an, direkt vor dir auf der Glotze, du bist also live dabei, und morgen stirbt der. Der Profi, der so viel Geld gekostet hat. Das ist doch nicht auszudenken. Und du bist dran Schuld, weil du den unbedingt spielen sehen wolltest, obwohl doch gerade eine schlimme Pandemie wütet. Also wenn du mich fragst, ich finde das nicht unbedingt sehr emphatisch von dir. Wenn ich könnte, würde ich sogar für unsere Fußball-Profis auf die Straße gehen und dort für den Erhalt ihrer wertvollen Gesundheit demonstrieren. Aber auch da leben wir gerade in einer ganz speziellen und vielleicht auch entscheidendsten Phase. Denn die Strafen fürs Demonstrieren sind ebenfalls eskaliert, und das schon vor langer langer Zeit. Ich weiß nicht, wie es bei dir aussieht, aber ich kann mir demonstrieren gehen einfach nicht mehr leisten.
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Als ich heute Mittag obige Neujahrsgrüße von meinem Bürgermeister in Bulgarien auf meinem Handy hatte, musste ich sogleich an Konfuzius denken, und bis jetzt weiß ich nicht genau, warum. Ich denke aber, dass es irgendwie mit diesem Zitat zusammenhängt:
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“Ausgerechnet viele Pflegekräfte wollen sich nicht impfen lassen”, so der Titel eines aktuellen Beitrags bei Spiegel-Online. Und während man sich beim ehemaligen Nachrichtenmagazin aus Hamburg noch darüber wundert, warum das so ist, also warum viele Pflegekräfte, die jetzt schon einen Anspruch auf eine Corona-Impfung hätten, genau dieses Angebot ablehnen, wollte ich nur kurz bescheid sagen, dass ich vielleicht nicht alle Menschen liebe, das funktioniert nicht, wie auch die jüngere Geschichte wieder bewiesen hat, aber ich zumindest meine Liebe nicht davon abhängig mache, ob jemand sich hat impfen lassen oder nicht, und dass ich auch keine Angst habe, weder vor Geimpften noch vor Ungeimpften, weil Angst bekanntlich ein schlechter Ratgeber ist, und ich das auch nur jedem empfehlen kann, sich nicht in Angst und Panik versetzen zu auch lassen, auch wenn einem das nicht gerade leicht gemacht wird in diesen Tagen.
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