Den meisten wird aufgefallen sein, dass seit einiger Zeit nicht mehr jede Demonstration erlaubt wird. Woran es nun genau liegt, dass manch eine Demonstration nicht erlaubt wird, da gehen die Meinungen auseinander. Wir haben da noch Glück. Wir leben in einer Demokratie, in der es die Meinungsfreiheit gibt. Andere können nicht einfach so sagen, dass es mit den Demonstrationen möglicherweise ganz genauso ist wie mit den Wahlen: Wenn sie was ändern würden, wären sie verboten. Da die heutige Taxi-Demo der SXF TAXI GRUPPE, also der vom Flughafen Schönefeld, erlaubt ist, geht von dieser Demonstration offensichtlich keine Gefahr für die von “unserer” Regierung (Nicht meine Bundeskanzlerin! Die Mitläuferin muss weg!) unter dem Deckmantel einer angeblichen Modernisierung des Personenbeförderungsgesetzes geschaffenen rechtsfreien Räume aus. Ich persönlich habe die Hoffnung aufgegeben, dass die kriminellen Machenschaften von Uber&Co durch Demonstrationen gestoppt werden können. Aber auch da haben wir Glück, dass wir in einem Rechtsstaat leben, in dem Widerstand zur Pflicht wird, wenn Unrecht zu Recht wird. Der genaue Wortlaut von Artikel 20 Absatz 4 Grundgesetz, das für das gesamte deutsche Volk gilt, lautet: “Gegen jeden, der es unternimmt, diese Ordnung zu beseitigen, habe alle Deutschen das Recht zum Widerstand, wenn andere Abhilfe nicht möglich ist.” – Also sprach TaxiBerlin, kannste glauben.
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Früher fragte man den, der die Tür nicht zubekam, ob er Säcke vor der Tür hätte. Auf dem Balkan habe manche gar keine Türen, sondern nur einen Vorhang oder Teppich. Dann gab es da noch diese überaus erfolgreiche Rockband aus Kalifornien, die sich “Die Türen” nannten. Und klar, mein Taxi hatte auch Türen, vier an der Zahl waren vorgeschrieben, sonst war es kein Taxi, was vermutlich bis heute gilt. Aber dass alle durch diese eine Tür wollen, wie jetzt bei Corona, obwohl man links und rechts einfach vorbeilaufen kann, weil der Zaun fehlt (vermutlich ist der schon auf dem Balkan), das scheint mir eine von diesen dummen deutschen Ideen zu sein, von denen es viel zu viele gibt. Der Flughafen, den man nicht eröffnen wollte, oder die Mauer, die man nicht bauen wollte, oder jetzt die Impfpflicht, die es nicht geben soll, um nur drei zu nennen. Wagner, zu dem die Schönen und Reichen (Politiker sind dort bestenfalls wohlgelitten) bis neulich nach Bayreuth pilgerten, war es glaube ich, der sagte, dass Deutsch-sein bedeute, etwas um seiner selbst willen zu tun. Und das stimmt wirklich, so ist der Deutsche gestrickt, einfach, aber man kann sich auf ihn verlassen, selbst in seiner Beschränktheit. Bei Freund Nietzsche liest sich das so: “Ein Deutscher ist großer Dinge fähig, aber es ist unwahrscheinlich, dass er sie tut. Denn er gehorcht, wo er kann, wie das einem an sich trägen Geiste wohl tut.” In Berlin ist so mit das schlimmste, was dir passieren kann, wenn dir einer sagt, dass du nicht alle Latten am Zaun hast. Wenn jetzt, wo es gar keinen Zaun mehr gibt, immer noch alle durch die eine Tür, die übrigens nicht abgeschlossen ist, gehen wollen und das möglichst gleichzeitig, ist, so denke ich, die höchste Stufe von nicht alle Latten am Zaun haben erreicht. Also sprach TaxiBerlin, kannste glauben.
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“1984” von George Orwell verkauft sich gerade wie geschnitten Brot. Seit November habe ich es insgesamt zehnmal (10x) in meinem Bauchladen verkauft. Zuletzt als Hörspiel, das ich mir, bevor ich es verschickt habe, noch einmal angehört habe. Gleich am Anfang wurde dort die Hauptperson, ein gewisser Winston, als Gedankenverbrecher bezeichnet, was sogar gestimmt hat. Selbst die Kinder der Nachbarin haben das sofort durchschaut, also in dem Hörspiel jetzt. Von daher ist es immer besser, seine Gedanken zu kontrollieren, vorausgesetzt dass man es kann. Für mich muss ich sagen, dass ich bis heute nicht verstehe, nicht verstehen will, wie man seine Gedanken kontrollieren kann, weswegen ich in Sachen eigener Gedankenkontrolle ein Ungläubiger, ein Gedankenverbrecher bin. Was mir festzustehen scheint, ist, dass wenn du deine Gedanken nicht kontrollierst, es jemand anders tun wird. So gesehen mache ich mir als Gedankenverbrecher, der seine Gedanken nicht kontrollieren kann und auch nicht will, keine Sorgen um die Kontrolle meiner Gedanke durch Dritte. Also sprach TaxiBerlin, kannste glauben.
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Heute vor einem Jahr war meine letzte Taxischicht. Seitdem bin ich ein Trockener Taxifahrer, dem man die Fahrgäste genommen hat. Taxifahren war nicht nur irgendein Job für mich, sondern Taxifahren war mein Leben. Das ist keine Übertreibung, das ist die Wahrheit. Dementsprechend groß war die Trauer über das verlorene Leben. Auch weil mir von Anfang klar war, dass es das Ende ist, weil ich mir von Anfang an nicht vorstellen konnte, mich noch einmal ins Taxi zu setzen. Warum ich mir das nicht vorstellen konnte, lag auch mit daran (aber nicht nur), dass ich lange genug im Taxi saß. Am Ende waren es 25 Jahre, ein Vierteljahrhundert, die ich im Taxi verbracht habe. Trauer über diese lange Zeit und über ihr Ende ist ganz normal. Ich erwähne das, weil trauern heute nicht mehr selbstverständlich ist. Die Menschen habe keine Zeit mehr zum Trauern, oder glauben keine Zeit mehr zu haben. Im letzten Jahr wurde einem das Abschied nehmen und damit auch das Trauern nicht gerade leicht gemacht. Manch einer hatte nichts besseres zu tun, als gleich in die Zukunft zu investieren. Es gibt solche Menschen, die ihr Humankapital, oder was sie dafür halten, sofort wieder auf den Markt werfen, werfen müssen. Ich gehöre nicht zu ihnen. Auch ein Jahr nach meiner letzten Schicht weiß ich noch nicht wirklich, was ich machen will, machen werde. Was ich weiß, ist, was ich nicht will, wie zum Beispiel kein Taxi mehr zu fahren, und noch vieles andere. So gesehen hat die Pandemie einiges bei mir bewirkt, im Gegensatz zu vielen anderen. Um ehrlich zu sein, muss ich Corona dankbar sein, für die vielen Perspektiven und Sichtweisen, die mir das Virus eröffnet hat. Wer hätte das gedacht, dass ein klitzekleiner Erreger, vor allem aber Aufreger, solche Resultate zeitigt. Diese und der steinige Weg zu ihnen lassen sich am besten in den Worten Zarathustras von Freund Nietzsche zusammenfassen “Ich bin allein!” und “Alles ist falsch!”, um mit diesen abzuschließen: “Mit meinen Tränen gehe in deine Vereinsamung, mein Bruder.” – Also sprach TaxiBerlin, kannste glauben.
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Wie ich heute morgen bereits schrieb, sind wir als Taxifahrer genauso Systemirrelevant wie die Prostituierten. Das ist deswegen wichtig zu wissen, weil sich aktuell gerade der Fokus von den ehemals Systemrelevanten weg und hin zu den Systemirrelevanten verschiebt. Systemrelevante mag es an sich noch geben, und vielleicht zählst du dich selbst sogar noch zu ihnen, aber Systemrelevante werden immer unwichtiger, also irrelevanter, weil es einfach zu viele von ihnen gibt. Auch da trennt sich gerade die Spreu vom Weizen. Wirklich systemrelevant sind eigentlich nur ganz ganz wenige, am Ende vielleicht nur eine Handvoll. Deswegen muss am anderen Ende, also bei den bereits jetzt Systemirrelevanten, Platz gemacht werden, beispielsweise indem man sie aus dem System kickt. Gut, da sagt man jetzt nicht: Wir kicken dich raus. Nein, das wird wie oben formuliert, und zwar in der Sie-Form: Sie wurden vom System abgemeldet, das ganze per e-mail. Wichtig ist dabei noch, dass es immer aus Sicherheitsgründen geschieht, das ist klar. Der Systemirrelevante ist nicht einfach nur “Der überflüssige Mensch”, weil er nicht konsumiert, nicht konsumieren kann, was an sich schon schlimm genug ist, sondern er ist immer auch ein Sicherheitsrisiko, weil es um Leben und Tod geht, weswegen er ausgeschaltet Verzeihung ausgeschlossen also abgemeldet werden muss. Also sprach TaxiBerlin, kannste glauben.
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