In Bulgarien wird die Welt mit Äpfeln dargestellt, mit denen auch gerechnet wird. Bei mir im Dorf gibt es einen kleinen Laden, wo an der Kasse eine stabile Frau in typischer Lammfellweste noch mit einer Rechenmaschine aus Äpfeln rechnet. Für mich ist das nichts Neues. Schon in meinem Heimatort gab es ein so genanntes Russenmagazin, wo sich das gleiche Bild bot: Lammfellweste und Rechenmaschine an der Kasse. Neu ist, dass mir vom Kauf mancher Produkte abgeraten wird. Die Lammfellbewestete Frau in unserem kleinen Dorfladen meinte, dass der Schafkäse, den ich kaufen wollte, nichts für mich sei. Aber nicht, weil er nicht aus Schafmilch hergestellt war. Das sind die allerwenigsten, und nur wirklich Reiche können sich Schafkäse aus Schafmilch leisten. Der allermeiste so genannte Schafkäse ist aus Kuhmilch. Der Grund war, dass in ihm etwas drin ist, was da nicht reingehört, ähnlich wie bei der bulgarischen Butter – laut meiner Verkäuferin Palmfett. Und wer will das schon, Palmöl im Schafkäse, der gar kein Schafkäse ist. Die Alten in meinem Dorf haben aufgrund ihrer Immobilität keine Wahl, aber sie können sich auch nichts anderes leisten. Noch bin ich mobil, so dass ich das Geschäft ohne mit Palmfett angereicherten Schafkäse aus Kuhmilch verließ. Die Rechenmaschine kam also nicht zum Einsatz und die Äpfel liegen noch auf ihrem Platz auf der Weltkarte.
Foto&Text TaxiBerlin