Bericht aus Bulgarien (272) – “Bremsbeläge”

Zum Glück nicht drauf angewiesen

Mein Wagen ist in der Werkstatt. Zum Glück habe ich gute Freunde und bin nicht aufs Taxi angewiesen. Ein Freund hat mir den bulgarischen Maistor für mein Auto vermittelt, weil es ein Geräusch gab. Der Maistor fand nun heraus, dass das Geräusch von den Bremsbelägen kommt. Er hat sie sich angesehen und gemeint, dass sie trotzdem bleiben können, auch weil man nie weiß, ob neue Bremsbeläge besser sind. Dass Bremsbeläge bereits nach kurzer Zeit Geräusche machen, ich hatte sie erst im Juli dieses Jahres wechseln lassen, liegt an ihrer Qualität. Die ist nicht besonders gut, so wie praktisch von allem. Egal ob Kaffee, Tomaten, Brot, Käse oder Fleisch – es ist extrem schwierig geworden, in Bulgarien gute Qualität zu finden. Wie sollte es auch anders sein, wenn die potentielle Käuferschaft arm ist.

Foto&Text TaxiBerlin

Bericht aus Bulgarien (271) – “Das Demokratiespiel”

Interview mit Hans-Joachim Maaz
Beim Anhören des Interviews mit Hans-Joachim Maaz anlässlich des Erscheinens seines Buches “Angstgesellschaft” in Bulgarien kam mir der Gedanke, ein “Demokratiespiel” zu entwickeln. Mein “Demokratiespiel” ist eine Art “Monopoly” für Arme. Wer kein Geld mehr hat, und das haben mit jedem Tag immer mehr, soll sich wenigstens durch die richtige Haltung und die korrekte Meinung auszeichnen können. Wer sie am häufigsten hat, gewinnt das Spiel, beim dem man aber auch ins Gefängnis (nicht irgendeins, sondern das in Stuttgart Stammheim) kommen kann, wenn man sie zu selten hat. Leichtere Fälle bekommen nur “Hormonblocker”, wie ich gerade aus obigem Interview erfahren musste – der letzte Schrei in der Heimat.
Video RationalerWiderstand
Text TaxiBerlin

Bericht aus Bulgarien (270) – “Deeply Sorry”

Albertas Premierministerin Danielle Smith entschuldigt sich bei Nicht-Geimpften
Eine erste Entschuldigung für die Diskriminierung von Menschen, die sich für ihre Person und vor allem für ihren Körper (“My Body – My Choice!”) gegen eine Impfung entschieden haben, kommt aus Kanada. In Bulgarien erwarte ich keine solche Entschuldigung, ich wüßte auch gar nicht von wem, bei 70 Prozent nicht Geimpfter. In Deutschland hingegen wäre eine solche Entschuldigung bei nicht wenigen angezeigt. Kommen wird sie wohl nicht, ich rechne ehrlich gesagt nicht damit. Die Deutschen sind Überzeugungstäter, und von einem Überzeugungstäter eine Entschuldigung zu erwarten, ist des Guten dann doch etwas zu viel verlangt. Überhaupt kann eine Entschuldigung, ich sagte das bereits, nur in Wiedergutmachung bestehen, und eine solchen Wiedergutmachung kann ich zumindest von den Schluchten des Balkans aus in Deutschland nicht erkennen.
Video RebelNewsCanada
Text TaxiBerlinBulgaria

Bericht aus Bulgarien (269) – “Donkey In The Dark”

Mein Freund Marko
Es war schon dunkel, als ich das Tal der Esel erreichte. Die Arbeiter waren schon weg, aber unsere Freunde, die Esel, selbstverständlich noch da. Marko schien auf mich gewartet zu haben. Nicht alle Esel in Bulgarien heißen Marko – aber so gut wie. Die Arbeiter, die am Tage die 64 Esel betreuen, sind Pomaken bzw. Pomazi, wie die früheren Helfer der Türken heißen. Pomaken sind muslimische Bulgaren. Sie sind für ihre Zuverlässigkeit bekannt und darüber hinaus gute Arbeiter, was ich bestätigen kann. Von Ismail, einem der Arbeiter im “Tal der Esel”, habe ich gelernt, die Hufe der Esel zu beschneiden, und das ganz alleine, obwohl ihre Hufe aus härterem “Material” sind als die Hufe von Pferden. Ein Esel sieht in aller Regel nicht so smart und elegant aus wie ein Pferd, dabei ist er viel klüger als das Pferd. Der Esel hat es, man kann sagen, faustdick hinter den Ohren. In gewisser Weise ist er wie ein Ossi. Er ist klug und stellt sich dumm – beim Pferd ist es andersrum.
Foto&Text TaxiBerlin

Bericht aus Bulgarien (268) – “Auf Wiedersehen Atlantis”

Atlántis – Ατλαντίδα – Atlantída
Fast zwei Wochen war ich in Atlantis, der Insel meines bulgarischen Freundes Kony am Mittelmeer in Griechenland. Heute fahre ich zu ihm ins “Tal der Esel” in Süd-Bulgarien, das er als Tierarzt betreut. Genauso wie dort, gibt es auch hier bei ihm weder Fernseher noch Radio. Da ich in meiner Hütte in den Schluchten des Balkans sowohl ein Radio, als auch eine Musikanlage mit einigen Klassik-CDs habe, ist es für mich immer noch etwas ungewohnt, nicht einfach mal Haydn oder Mozart auflegen zu können. Konny mag am liebsten Chopin, den er gerne selbst am Klavier vorträgt, das es bei ihm im “Tal der Esel” gibt. Klar schaue ich im Internet nach, was ich wissen muss und denken soll. Aber selbst das wiederholt sich, vieles bleibt auch gleich: Putin = böse, Grün = gut. Wenn man einmal begriffen hat, dass es die ewige Wiederkehr des Immergleichen ist, kommt man am Ende auch ohne Internet aus. Oft habe ich oben auf dem Dach meiner Insel gesessen und mir einfach nur das Meer angesehen. Man sieht die Stühle, die eingeklemmt im Geländer sind, damit der Wind sie nicht weg weht. Die Zeit, die ich hier war, gab es kaum Wind, dafür jede Menge Sonne. Gerne hätte ich Henry Millers bekanntes Griechenlandbuch “Der Koloss von Maroussi” hier gehabt, um es noch einmal zu lesen, aus dem der Spiegel im Oktober 1956 zitiert: “die Erlösung von allen Übeln, die uns plagen” – das ist Griechenland, das kann ich bestätigen. Für einen Moment habe ich aufgehört zu suchen. Ich hatte alles gefunden, in meinem Atlantis Griechenland.
Foto&Text TaxiBerlin

Bericht aus Bulgarien (267) – “Ein Dankeschön aus dem Monaco Griechenlands”

Blick auf die Stadt

Gestern waren wir in Kavala, dem Monaco Griechenlands, das auch schon einmal zu Bulgarien gehörte. Wir hatten etwas über diese Stadt am Meer gehört, eigentlich nur Gutes, wenn ich mich recht erinnere, sind aber trotzdem ohne irgendwelche Erwartungen hingefahren, was sich einmal mehr als hilfreich herausgestellt hat. Wir hatten einen wunderschönen Tag im Monaco der Griechen, was nicht nur am tollsten Sommerwetter lag. Lange haben wir keine so geschäftige Stadt gesehen wie Kavala, in Bulgarien schon gar nicht. Jeder, der konnte, schien irgendwie auf den Beinen zu seinen. Dementsprechend sah es mit Parkplätzen aus, weswegen wir in ein Parkhaus mussten. In der Heimat hätte dies für fünf Stunden vermutlich zehn Euro gekostet, hier ganze drei. Ich erwähne das mit dem Geld, weil es praktisch mit allen Dingen so ist hier in Griechenland. Für 1,50 Euro bekommt man einen herrlichen griechischen Kaffee, der in Deutschland bestimmt das doppelte kostet, mit dem hier vor Ort aber nichts zu tun hat. Und obwohl so gut wie alles preiswerter ist als in der Heimat, ist es mir immer noch zu teuer, kann ich es mir nicht leisten, zumindest nicht auf Dauer. Auch deswegen werde ich morgen zurück noch Bulgarien fahren, so ist es immerhin geplant. Ob ich dort ankomme, werde ich sehen. Mein Wagen machte gestern irgendwelche Geräusche, die nicht ganz gesund klangen. Im Normalfall schaffe ich es aber über die Grenze. Dann kann ein bulgarischer Maistor drauf schauen, der ist nicht so teuer wie ein griechischer, einen deutschen gibt mein Budget nicht her. In Bulgarien bin ich dann wieder mit den Dauerdepressionen und der chronisch schlechten Laune der Bulgaren konfrontiert. Man kann nicht alles haben im Leben, kein Geld und dann auch noch glückliche Maistor, wobei die Frage ist, ob die deutschen Maistors wirklich glücklicher sind oder nur so tun als ob. Ich bin auf jeden Fall glücklich, zumindest hin und wieder. In gewisser Weise ist mein Leben gerade so, wie ich es mir immer vorgestellt habe, wie ich es immer leben wollte, mich aber nicht getraut habe, weil mir die Sicherheit fehlte. Aber die fehlte mir auch im Taxi, und trotzdem bin ich 25 Jahre Taxi gefahren, obwohl nie sicher war, dass ich am Ende der Schicht auch wirklich etwas verdient habe. So ist mein Leben heute. Ohne Garantie, dass ich am Ende des Tages noch Geld habe oder nicht. Bisher hatte ich immer welches – so ist es nicht. Aber wenn ein guter bulgarischer Freund uns nicht seine Ferienwohnung hier in Griechenland überlassen hätte, könnten wir nicht so lange hier sein. Das gleiche gilt für einen guten Freund in der Heimat. Wenn er sich nicht um meine Post kümmern würde, müsste ich wohl zurück, um dies selber zu tun. Oder jemand anders bitten bzw. fragen. Damit bin ich in der Vergangenheit immer gut gefahren. Ich erwähnte das schon mal, aber es stimmt wirklich: Wer bittet, dem wird gegeben. Und dafür bin ich jedem einzelnen Geber und Helfer sehr dankbar. Auch für sie, aber nicht nur, sind folgende Fotos aus Kavala, dem Monaco Griechenlands. Denn Bilder sagen bekanntlich mehr als tausend Worte, aber auch, damit sie wissen, dass ihre Hilfe in guten Händen ist und ihre Gaben gut angelegt sind.

“FUCK THE POLICE” mit Herz, links daneben die Polizei

Geflügelte Göttin vor dem Rathaus von Kavala

Griechischer Heros mit Engel und Lorbeerkranz

Griechischer Heros (Detail)

Orangen und Limetten mitten in der Stadt

Orangen unterm Orangenbaum

Taxi an der Ausfahrt

Taxi vor der Ausfahrt

Belebte Fußgängerzone

Kollege mit Taxi vor Aquadukt der Römer

Rotes Taxi vor römischem Aquadukt

Die Stadt und das Aquadukt von der Festung aus fotografiert

Der Hafen von Kavala ebenfalls von der Festung auf dem Berg

Altstadt auf dem Weg zur Festung mit Aquadukt

Tischdecke im Straßenrestaurant

Die Griechen haben Humor – Salat “Pandemic” für 6,00€
Fotos&Text TaxiBerlin

Bericht aus Bulgarien (266) – “Möge die gesamte Republik mit dem Finger auf sie zeigen”

und ohne Heimat

“Möge die gesamte Republik mit dem Finger auf sie zeigen” ist der Titel eines Buches, das demnächst erscheint und möglicherweise der nächste Spiegel-Bestseller wird. Und das, obwohl es voll ist von Beispielen des alltäglichen Faschismus scheinbar ganz normaler und angeblich wohlanständiger Mitbürger in der Heimat in den letzten zweieinhalb Jahren, die man auch im Internet nachlesen kann. Gepaart ist der Faschismus des toll gewordenen kleinen Mannes samt seiner Frau mit dem Narrativ, es handelt sich dabei eher um eine irre Idee bzw. eine verrückte Ansicht, dass es nur noch eine richtige Meinung und Haltung geben würde. Das habe ich noch von den Kommunisten in Erinnerung. Jetzt ist es aber schlimmer als es früher in der DDR war, denn nun will man mir ans Leder. Auch deswegen ist das Corona-Regime für mich ganz klar Faschismus, und zwar der scheinbar ganz normaler und angeblich wohlanständiger Mitbürger und Mitbürgerinnen, ganz genauso wie der Faschismus bei den Nazis funktioniert hat. Ich hatte bereits über das Buch von Marcus Klöckner und Jens Wernicke geschrieben. Dass ich es erneut tue, liegt daran, dass die beiden Autoren meinen, man “muss jetzt nachtragend sein”. Diese Meinung teile ich nicht. Was ich aber nicht tue, ist vergessen. Nein, ich vergesse keine der Beleidigungen, Bedrohungen, Diskriminierungen und Pöbeleien, die mir als Maskenbefreiter, der sich dazu entschlossen hat, sich keinen der unzureichend untersuchten, kaum wirksamen, nicht schützenden, weder selbst noch andere, und mit einer Vielzahl von Nebenwirkungen behafteten Impfstoffe, die diesen Namen nicht verdienen, verabreichen zu lassen, zuteil wurden. Denn sie führten letztendlich dazu, dass ich es vorzog mein Land, und damit meine Heimat samt meiner Muttersprache zu verlassen. Darauf kann man sozusagen Gift nehmen, dass ich all dies nicht vergessen werde, und zwar niemals. Wer dazu aufforderte, die gesamte Republik möge mit dem Finger auf mich und viele andere Landsleute zeigen (in Bulgarien übrigens undenkbar, aber das nur nebenbei), für den war lange genug Zeit, sich dafür zu entschuldigen, und natürlich auch für alle anderen Pöbeleien, Beleidigungen, Bedrohungen und Diskriminierungen der ganz normalen und angeblich wohlanständigen Mitbürger und Faschisten. Eine Entschuldigung ist bisher ausgeblieben und dementsprechend auch die Wiedergutmachung, die der Entschuldigung naturgemäß folgt. Obgleich ich eine Wiedergutmachung für wichtig und richtig erachte, kann ich persönlich auf die Entschuldigung verzichten. Wenn jemand ehrlich und aktiv bereut und aus dieser Reue heraus etwas wieder Gut machen möchte, so halte ich dies nicht nur für ausreichend, sondern auch für das Maximum, was man erwarten kann. Indem man begangenes Unrecht wieder Gut macht, ent-schuldigt man sich, macht sich frei von Schulden. Verzeihen kann einem seine eigenen Vergehen niemand. Verzeihen kann man sich immer nur selbst. Wem dies nicht gegeben oder möglich ist, dem kann nur eine höhere Macht verzeihen.

Foto&Text TaxiBerlin