Bericht aus Bulgarien (160)

Mittagessen in einer bulgarischen Kantine

Komme gerade von meinen Nachbarn, die mich zum Mittagessen eingeladen hatten. Es gab Schweine-Steak, in teurer deutscher Butter (drei Euro das Stück) gebraten, dazu Kartoffelbrei und in Öl und Knoblauch eingelegte Paprika. Zubereitet hat das alles mein Nachbar höchstpersönlich, seine Frau hat das Dessert gemacht, Yoghurt mit frischen Erdbeeren. Ich habe einen grünen Salat mitgebracht, man kommt in Bulgarien nicht mit leeren Händen.

Den Salat hat mir eine andere Nachbarin gegeben, die weiter unter “Auf dem Grat” wohnt, wie unsere Straße heißt, wobei Straße reichlich übertrieben ist, es ist um genau zu sein ein unbefestigter Weg. Bei der Nachbarin ist alles biologisch, also “sauber”, wie der Bulgare sagt. Dementsprechend schmeckt es.

Beim Essen erfahre ich, dass der Nachbar seinen alten, leicht reparaturdürftigen Ofen an einen Nachbarn verschenkt hat, der noch weiter oben “Auf dem Grat” wohnt. Zuvor hatte ich ihm, also dem Nachbarn, der mich zum Mittagessen eingeladen hat, meinen alten Ofen geschenkt, der noch so halbwegs funktioniert hat. “Auf dem Grat” verkommt nichts, es wird einfach weitergereicht.

Ich selbst habe mir letzten Sommer einen neuen Ofen mit einem eigenen kleinen Backofen zugelegt, der gerade im Angebot war, und den ich im Winter nicht nur mit dem Holz befeuert habe, über das ich neben der Zeit, in ausreichendem Maße verfüge, sondern in dem ich auch Brot gebacken habe, was immer sehr lecker war.

Lecker war auch das Mittagessen meiner Nachbarn. Sie hatten mich eingeladen, weil meine Abreise nach Berlin in der nächsten Woche bevorsteht, aber auch, weil sie mein Hot-Spot, also das Smartphone meines Sponsors, ausprobieren wollten. Wir leben nämlich nicht wirklich “Auf dem Grat”, sondern eher hinterm Berg. Ein kleiner Hügel ist zwischen uns und dem Bürgermeisteramt im Dorf, auf dem sich die Antenne befindet, die wir anzapfen.

Mein englischer Freund Jerry meinte neulich noch, dass ich zur Not den Hügel abtragen müsste, um ins Internet zu kommen. Aber da ist wohl sein britischer Humor mit ihm durchgegangen. Der Hügel bleibt auf jeden Fall heil, denn das Smartphone meines Sponsors aus Bremen ist nicht nur Bulgarien-kompatibel, sondern darüber hinaus Bulgarien-überlebensfähig. Vielleicht liegt das auch an der bulgarischen Karte, die ich eingelegt habe. Mit der deutschen Karte wollte es partout nicht funktionieren.

Die bulgarische Karte ist Prepaid, was in Bulgarien schwer zu finden ist. Die meisten Bulgaren haben einen Vertrag, so wie in Deutschland auch. Die Karte funktioniert, ohne dass ich mich irgendwo registrieren musste. Aufladen kann ich sie allerdings nicht. Ich muss dann eine neue Karte kaufen. Entweder 15 GB für 15 Lewa (7,50€) oder 50 GB für 45 Lewa (22,50€) für 30 Tage. Danach kann ich die Karte – so oder so – wegschmeißen.

Das habe ich bis eben noch alles meiner Nachbarin erklärt, während ihr Mann schon in der Koje lag und Mittagsschlaf gehalten hat. Das werde ich jetzt auch machen, denn auch ich bin etwas erschöpft. Das hat auch mit dem Wetter zu tun. Es ist gerade ziemlich schwül bei uns “Auf dem Grat” und in der Ferne bahnt sich ein Gewitter an. Auch deswegen sage ich schonmal “Frohe Pfingsten” Richtung Heimat, denn bei Gewitter reißt die Verbindung “Auf dem Grat” regelmäßig ab.

Foto&Text TaxiBerlin

Bericht aus Bulgarien (159)

Von meinem Sponsor – in tiefer Dankbarkeit

Seit meinem ersten Artikel “Bulgarien – die große Freiheit” auf Multipolar habe ich Sponsoren in der Heimat, die ich bei den Anonymen Alkoholiker (AA) nicht hatte, obwohl AA für seine Sponsorenschaft bekannt ist. Einer meiner Sponsoren ist aus Bremen und gerade ist er zusammen mit seiner Frau in den Schluchten des Balkans unterwegs. Das Wochenende hatte ich sie zu mir in meine Hütte “Auf dem Grat” eingeladen, so heißt meine Straße wirklich, wobei mit Grat der des Balkangebirges gemeint ist.

Mein Sponsor und seine Frau haben mich aber nicht nur einfach besucht, sondern mir auch Geschenke mitgebracht, immerhin hatte ich am Vortag Geburtstag, darunter obiges Smartphone, wofür ich ihnen sehr dankbar bin. Eigentlich brauche ich kein Smartphone, ich brauche es “nur” als Hot-Spot, um ins Internet zu gehen. Seit Montag habe ich nun Internet in meiner Hütte, vorher musste ich deswegen immer runter zum Bürgermeisteramt.

Mein Sponsor aus Bremen ist einer der Menschen, die Dinge gerne doppelt haben, was viele von sich vermutlich auch kennen. Er gehört darüber hinaus zu denen, die Dinge, die sie mehrfach besitzen, verschenken, und solche Mitmenschen sind erfahrungsgemäß rar gesät. Vor allem für diese Eigenschaft bin ich meinem Sponsor dankbar, und natürlich auch für das Smartphone, mit dem ich wie gesagt nur ins Internet gehe und nicht telefoniere.

Dankbar bin ich meinem Sponsor aus Bremen auch für obiges Buch, das gestern für mich hier in den Schluchten des Balkans ankam, und das er bei seiner Abreise aus Deutschland für mich bestellt hatte. Ich habe gestern angefangen zu lesen, bin also noch nicht durch, aber was ich gelesen habe, ist genauso gut wie der Titel, der sozusagen mein neues Mantra ist: “Glaube wenig – Hinterfrage alles – Denke selbst”.

Da wir im Dorf zwar eine Post haben, aber keine Postfrau, die die Post austrägt, übrigens eine Tätigkeit, zu der ich mich neben vielen anderen auch schon berufen gefühlt habe in meinem Leben, ruft mich mein Bürgermeister immer persönlich an, wenn etwas für mich angekommen ist, damit ich es mir später bei ihm direkt in seiner Kneipe abholen kann und nicht von den Öffnungszeiten der Post abhängig bin, die wie nicht anders zu erwarten auf dem Dorf eher “konservativ” sind.

In der Kneipe von meinem Bürgermeister arbeitet seit vielen Jahre eine Frau, die ich nicht nur seit genauso vielen Jahren kenne, sondern die auch in meiner Straße “Auf dem Grat” wohnt. Fürsorglich fragte sich mich, wo ich abgeblieben wäre die ganze Woche lang und ich habe es ihr erklärt, dass nun auch ich ein Smartphone habe, mit dem ich jetzt auch von meiner Hütte aus ins Internet gehen kann. 

Daraufhin lachte sie, weil sie bisher nur mein altes Handy kannte, mit dem ich hin und wieder telefoniere, und ich musste auch lachen. Ich will unser gemeinsames Lachen jetzt nicht schlecht machen, lachen ist bekanntlich gesund, aber ich frage mich schon, ob ich nun mit meinem Smartphone nicht meine eigene Legende kaputt mache. Denn nachdem ich vor Jahren mit einem Esel aus unserem Dorf quer durchs Land bis ans Schwarze Meer gezogen war, gelte ich hier eigentlich als verrückt, aber im positiven Sinne – versteht sich.

Und nun bröckelt möglicherweise diese mühsam aufgebaute Fassade, befürchte ich.

Foto&Text TaxiBerlin

Bericht aus Bulgarien (158)

Ein Nachbar von mir – ich nenne ihn Klaus

Gestern war ich, ich habe hier darüber geschrieben, in der neben Montana nächst größeren Stadt Vraca zum Konzert, und zwar mit meinem englischen Freund Jerry, der nicht nur am liebsten Deutscher wäre, sondern der viele Jahre in der Armee ihrer Majestät gedient hat, zeitweise auch in Berlin. Zuvor hatten wir uns im Kurort Varshetz im Café “Vegas” getroffen, wo wir Pläne machten und Ideen austauschten. Dazu muss man wissen, dass ich hier nicht nur jeden Tag mein bulgarisch verbessere, sondern auch mein englisch. Gestern habe ich nun Jerrys neues Mantra erfahren. Jerry ist, was sein neues Mantra angeht, wie sollte es anders sein, von einem Deutschen inspiriert, und zwar von Klaus. Klaus sieht zwar alles andere als schön aus (wer mit Klaus die Nacht verbringen möchte: Hand hoch!), eher wie eine Mischung aus Außerirdischer und Echse, aber Klaus hat, geht es nach Jerry, “a plan, an opinion and the power”. Jerry ist also “really impressed by this german dude”, weswegen er jetzt dessen Mantra übernommen hat: “I know nothing, I own nothing – but I’m happy!” – Angesprochen auf seine Hütte hier, die er zweifelsohne (noch) besitzt, meinte Jerry, dass er nicht davon ausgeht, dass der Klaus sich ausgerechnet für die interessieren würde, womit er wohl recht hat. Das wäre noch was, wenn der Klaus aus Davos in die ärmste Region Europas umziehen würde. Obwohl, der von mir geschätzte Aleko hat die Berge hier immer als die “Bulgarische Schweiz” bezeichnet. Und der Klaus aus Davos könnte in der ärmsten Region des Kontinents der “King of Montana” werden, da sind Jerry und ich uns sicher. Aber, und jetzt kommt das große ABER, das Symphonie Orchester von Vraca ist auf jeden Fall besser als das von Montana. In Montana gibt es nämlich gar keins, das müsste der Klaus erst noch mitbringen. Nur, wem wird das dann wieder gehören(?), wo doch keinem mehr irgendetwas gehören soll. Dem Klaus? Also ich weiß nicht(s).

Foto&Text TaxiBerlin

Bericht aus Bulgarien (157)

So schnell wie heute ist es noch nie gegangen, dass das Konzert hochgeladen wurde. Ich war noch gar nicht zurück zu hause, da war es schon im Internet abrufbar. Der Höhepunkt war zweifellos der Auftritt einer gerade mal 17-jährigen blinden Pianistin. Meiner Meinung nach ist das ganze Konzert hörens- und damit auch nachhörenswert. Mein englischer Freund Jerry, er ist Musiker und spielt auch immer mal wieder in dem Symphonie Orchester der Stadt Vraca, hatte natürlich was rumzumäkeln. Aber da mache ich mir nichts draus, seit ich weiß, dass Jerry am liebsten Deutscher wäre. Der Deutsche hat bekanntlich immer irgendetwas auszusetzen. Eine Eigenschaft übrigens, die in Bulgarien gar nicht gut ankommt. Das durfte auch ich über viele Jahre immer wieder auf’s Neue erfahren – bis heute.
Text TaxiBerlin

Bericht aus Bulgarien (156)

Drei Esel vor Schäferhütte mit Landschaft

Zugegeben, ich lag mit meiner Prognose nicht ganz richtig, aber auch nicht ganz verkehrt. Prophezeite ich doch, dass der Esel, und nicht der Affe, das nächste große Ding nach Corona wird. Ich sehe es sportlich: Was nicht ist, das kann noch werden. Auch rein praktisch, und auf jeden Fall in Bulgarien. Letztes Jahr sind die Eselwanderungen von HappyDonkeys, die ich begleiten wollte, ausgefallen. Das kann dieses Jahr anders werden. Aber nicht nur das: Du hast es in der Hand. Wenn du eine Eselwanderung buchst, dann habe ich Arbeit. Das meiste hättest du aber davon. Denn es gibt keinen besseren Therapeuten als den Esel, insbesondere in diesen Zeiten. In Italien, wo Michele von HappyDonkeys herkommt, weiß man das. Da ist die Therapie mit Eseln, wobei sich der Esel den Menschen aussucht und nicht umgedreht, ein “Big Deal”, wie man in Amerika sagt. So gesehen ist es gut, dass nicht der Esel, sondern der Amerikaner, Verzeihung, der Affe natürlich, das nächste große Ding nach Corona geworden ist. Und da scheint eine Eselwanderung vor dem nächsten Lockdown unbedingt noch drin zu sein. Zumindest in Bulgarien, wo die Uhren etwas anders ticken und man Deutschland um eine Stunde voraus ist.

Foto&Text TaxiBerlin

Bericht aus Bulgarien (155)

Ausstellung in Sofia – leider schon vorbei
Ich hatte neulich geschrieben, dass ich ein mulmiges Gefühl habe, nach Deutschland zu kommen. Das hat auch mit Menschen wie Markus Lanz zu tun, über den ich gerade diesen Artikel gelesen habe: “Ein Moderator sieht rot”, den ich für äußerst gelungen halte. Für mich sieht Markus Lanz aber nicht nur rot, für mich ist Markus Lanz mad. Dass ich ihn mit meinen Zwangsgebühren mitfinanziere, ist für mich unerträglich und wird irgendwann ein Ende haben – so oder so.
Kurz noch zum Krieg, um mich auch da ganz klar zu positionieren oder wegen mir auch “Haltung zu zeigen”: Dieser Krieg hat eine Vorgeschichte, die man nicht mit: „Das hilft uns doch heute nicht weiter“ abtun kann, wie Markus Lanz es tut. Das ist genau das, was ich mit mad meine.
Dieser Krieg ist nicht mein und auch nicht unser Krieg, weder Deutschlands, noch Europas. Dieser Krieg ist ein Krieg zwischen den USA und Russland, eigentlich zwischen den USA und China. Er ist – so oder so – ein Stellvertreterkrieg.
In einem Krieg gibt es auf beiden Seiten Opfer. Wie diese aussehen, das konnte man eindrucksvoll in der Ausstellung “THE WAR! A WOLRD GONE MAD … ” bis zum 29. Mai in Sofia sehen. Weil die Ausstellung schon vorbei ist, aber auch weil Bilder mehr als tausend Worte sagen, veröffentlich ich nachfolgend einige von ihnen. Bei den dargestellten Opfern und Gräbern ging es den Künstlern nicht darum, diese Opfer in gute Opfer und böse Opfer zu unterteilen, denn gelitten haben beide.
Wer dies tut, auf den trifft der Satz zu: „Das hilft uns doch heute nicht weiter“ – Und Menschen wie Markus Lanz helfen uns heute nicht weiter, erlaube ich mir hinzuzufügen.

Fotos&Text TaxiBerlin

Bericht aus Bremen in Bulgarien (7)

Rosenfeld im Rosental im Rosenduft

Joachim und seine Frau aus Bremen sind im Rosental angekommen. Darüber geht es im folgenden Bericht. Und auch um “Christo Botew”, nach dem das Bulgarische Nationalradio benannt ist, das ich höre. Außerdem geht es um die Stadt Kalofer, wo der Nationalheld und Poet herkommt, der gestern vor vielen Jahren hier bei mir um die Ecke im Gebirge von den Türken getötet wurde, und um bulgarische Bäder. Mit dem Rosen im Rosental hat es die Bewandtnis, dass aus ihnen Rosenöl gemacht wird, was mich auf den von mir herausgegeben Klassiker “Bai Ganju, der Rosenölhändler” von Aleko Konstantinow kommen lässt. Der “Bai Ganju” ist bis heute der bekannteste literarische Charakter in Bulgarien. Jeder Bulgare kennt den “Bai Ganju”. Erklären kann man den “Bai Ganju” nicht, zumindest niemandem, der noch nie in Bulgarien war. Das ist wie mit den bulgarischen Bädern, die kann man auch nicht erklären. Man muss sie gesehen haben, am besten vor Ort:

Wer sich beim Anblick unserer Route schon gefragt hat, warum wir diesen Abstecher machen nach Kalofer, kann jetzt eine Antwort erhalten: Wir wollten es so wegen der Rosenfelder. Kalofer liegt im Tal der Rosen, ein Gebiet von 94 km Länge und 10 km Breite im Süden des Balkangebirges. Hier, auf 750 m Höhe werden Rosen angepflanzt, aber auch Lavendel, Minze, Anis, Obst, Gemüse und Wein. Die beiden in der Nähe gelegenen Städte Pavel Banja und Hisarja sind die bekanntesten Kurorte mit Thermalbädern in Bulgarien.

So sagt es zumindest unser Reiseführer, den wir in Sofia ausgehändigt erhielten. Darin befindet sich auch ein Hinweis auf unsere Unterkunft: „Die Unterkunft heute Abend ist einfach: Sie werden hier das typische bulgarische Bad kennenlernen können; je nach Zimmer ist die Einrichtung sehr gemütlich oder auch nur gemütlich, meist nicht sehr anspruchsvoll.“ Wir sollen das „echte“ Bulgarien kennenlernen, das man dann erspüren kann, wenn man im Garten dieses Hauses sitzt. Wahrscheinlich darf man dann kein Laptop vor sich haben und einen Bericht über Kalofer schreiben, um diese Erfahrung machen zu können.

Wir wurden bei unserer Ankunft von den Herbergseltern (familiengeführte Unterkunft) darauf aufmerksam gemacht, dass im Ort die Feierlichkeiten zu Ehren des Befreiungskriegshelden Christo Botew stattfinden. Also mussten wir natürlich am Abend in den Ort, um zu sehen und zu hören, was es da alles zu feiern gibt. Vorher gab es lecker Essen in einem Restaurant des Nachbarorts, Karlovo, 15 Minuten Autofahrt von hier. Der Vorschlag kam aus dem Reiseführer, die Restaurants hier im Ort seien nicht zu empfehlen. Am Platz der Helden, dort, wo auch das Kriegerdenkmal für die Gefallenen aller bisherigen Kriege zu finden ist, sammelten sich schon die Menschen um einen Redner, der seine Rede ablas und in salbungsvollen Worten – so klang es zumindest – vortrug. Sie dauerte lange die Rede und anschließend liefen noch Soldaten auf Kommando von rechts nach links, taten etwas, was von unserem Platz aus nicht zu sehen war, erhielten weitere Kommandos und stolzierten wieder zurück an den Platz, woher sie gekommen waren. Anschließend sagte ein uniformierter älterer Mann etwas woraufhin sich plötzlich alle Menschen um uns herum in die Hocke begaben.

„If you are in Rome, do as the Romans do!“, das hatte man mir im Englischunterricht beigebracht, vielleicht das einzige, was ich mir ausser den Vokabeln gemerkt habe. Also taten wir so, auch wenn es sich um Bulgaren und nicht um Römer handelte. Aus den Augenwinkeln konnte ich sehen, dass einer standhaft aufrecht blieb. Den hätte ich gerne gefragt, wie ihm das gelungen war. Nach unserer Leibesübung wurden noch ein paar Worte gesagt und plötzlich kamen vom Gebäude über uns Maschinengewehrsalven. Kerstin wäre fast gestorben vor Schreck, sie hat sich aber noch mal zusammengerissen. Nach den ohrenbetäubenden Salven von oberhalb wurden diese ergänzt von weiteren aus einem Nachbargebäude rechts von uns. Ist das die bulgarische Art, den Opfern der Kriege die Ehre zu erweisen? Mit Platzpatronen aus Maschinengewehren? Im Anschluss gab ‘s das Feuerwerk, die Leute guckten und zogen vondannen, als es wieder vorbei war.

Traditionelles Bad


Wir zurück in die Unterkunft, in unser Zimmer, das meiner Meinung nach zur Kategorie „ziemlich gemütlich“ zählt. Ja, das Badezimmer ist vollverkachelt, weil die Dusche keine Kabine hat und ja, die Toilette wird beim Duschen nass. Aber was soll ‘s? Schlimmer wäre es gewesen, wenn der Duschkopf über der Toilette angebracht gewesen wäre. Übrigens: Den Handwerkerblick auf die Inneneinrichtung, den sollte man zuhause lassen. Gleiches gilt für den Architektenblick auf die alten Mehrfamilienhäuser, die Geschäftshäuser und Plattenbauten. Wer knapp nach der Wende mal in Bitterfeld war, weiß, was das „Schlimmer geht immer“ bedeutet. Dort war zusätzlich noch die Luft verseucht und es stank nach faulen Eiern.

Das Frühstück am nächsten Tag war reichhaltig und lecker. Wir durften in der Gartenlaube essen. Anscheinend sind wir zur Zeit die einzigen Gäste. Nächste Woche soll eine deutsche Reisegruppe ankommen, der Herbergsvater wird sie dann durch die Gegend führen. In einer kleinen Nische neben unserem Tisch entdeckten wir Flaschen und Gläser mit vielversprechendem Inhalt. Rosenwasser, Rosengelee, Rosenschnaps und Rakja, alles von den Großeltern selbst hergestellt. Da werden wir dann einiges von mitnehmen, wer weiß, wann es in Bremen Gelegenheiten gibt, zum Weiterverschenken oder gemeinsamen Ausprobieren.

Hand made und bestimmt sehr lecker


Den Tag verbrachten wir im Nachbarort Hisarya. Zuvor gab es einen Abstecher in die Rosenfelder, um wenigsten auch diese mal in echt gesehen zu haben. Hisarya ist der Ort mit den alten römischen Ruinen, den Thermalbädern und einem netten Stadtpark, den wir uns als Schattenspender gefallen ließen. Wie üblich waren wir wieder in der prallen Sonne unterwegs bei 29° Celsius! Und just im Moment als wir unseren Mietwagen parkten, um 12:00 Uhr, da gingen die Sirenen los, um die Menschen zum Einhalten zu gebieten, zum Gedenken an den großen Helden und wer weiß wen alles noch. Drei Minuten Stillgestanden, selbst eine Gruppe von Schulkindern blieb wie angewurzelt stehen.

Morgen geht es weiter ans Schwarze Meer. Unser Zielort heißt „Sozopol“, das Hotel „Casa del Mare“ – was sehr verheißungsvoll klingt.

Fotos&Text JoachimBremen

Bericht aus Bulgarien (154)

Zwei Esel mit zwei Eseln

Zu meinem letzten Beitrag zum Thema “Auswandern” erreichten mich mehrere Zuschriften. Bevor ich zu ihnen komme, möchte ich auf diese Seite der deutschen Botschaft in Sofia hinweisen. Auch wenn ich selbst nicht zu den Zeugen Coronas gehöre, erfahre ich dort immer, was ich gerade wissen muss. Gut, ein Jahr lang hat mich das nicht interessiert, aber jetzt wo ich nach Berlin komme, habe ich dort nachgeschaut und erfahren, dass man seit gestern keinen Test mehr für die Einreise nach Deutschland braucht.

Nun zu den Zuschriften, es waren ihrer drei, die mich allesamt dazu animierten, auch so einen Service für Auswanderer auf die Beine zu stellen. Zuvor hatte ich schon mit meinem Freund und Übersetzer Martin in Sofia darüber gesprochen, der auch interessiert ist an der Geschichte. – Jetzt fliege ich aber erst einmal nach Berlin, und da warten ganz andere Pläne auf mich. Ich soll einen Business-Plan schreiben, ich will jetzt ganz offiziell Autor werden, und dem soll auch noch “Tragfähigkeit” attestiert werden, also dem Business-Plan.

Ich hätte nicht gedacht, wie schwer so etwas ist. Jetzt nicht das Schreiben, das kriege ich hin. Aber mit Zahlen und Diagrammen hört es bei mir dann irgendwann auf. Obwohl, wenn ich mich da reinarbeite, kriege ich auch das hin. Das größte Problem war und ist, ein Steuerbüro zu finden, das noch freie Kapazitäten hat. Das Steuerbüro brauche ich, weil wie gesagt die “Tragfähigkeit” meines Business-Plans bestätigt werden muss.

Und da sind, zumindest in Berlin, alle am Limit und drüber. Ich will den Teufel nicht an die Wand malen, aber die Telefonate waren teilweise schon dystopisch, wenn nicht gar apokalytisch. In München wollte man sich meiner erbarmen – immerhin – aber für soviel Kohle, davon kann ich hier ein Jahr lang leben. Das ist es mir nicht Wert, dann schreibe ich so weiter. Aber das mache ich ja sowieso.

Dann fiel mir ein, dass, wenn demnächst das Geld nichts mehr wert ist, den Anfang davon erleben wir gerade, man dann zum Tauschen zurückkehrt. Und da hatte ich eben die Idee, denjenigen (oder wegen mir auch diejenige), der (die) den Job mit dem Business-Plan und der “Tragfähigkeit” für mich übernimmt, in Naturalien zu bezahlen. Was das sein kann oder soll, das wäre dann Verhandlungssache.

Da ich selbst sowohl mit meinem Schreib-Business, als auch mit meinem Auswanderer-Service noch ganz am Anfang bin, und ich darüber hinaus ab Mittwoch auch gar nicht mehr in Bulgarien bin, wo man jetzt wohl auch ohne Test hineinkommt, möchte ich auf HappyDoneys aufmerksam machen. Wegen Michele, er ist Italiener, und Oksana, sie ist Bulgarin aus Bessarabien, bin ich letztes Jahr nach Bulgarien gekommen.

Nachdem ich ihre Seite auf Deutsch übersetzt hatte, wollte ich ihre Eselwanderungen begleiten, die am Ende allesamt wegen Corona ausfielen. Dazu muss man wissen, dass ich nicht nur Esel-verrückt bin, sondern mich auch ein klein wenig auskenne mit Eseln. Vor ziemlich genau zehn Jahren habe ich selbst eine Eselwanderung quer durch Bulgarien gemacht. So lang sind die Wanderungen nicht, die Michele und Oksana anbieten, und die meisten hätten wohl auch gar nicht die Zeit dafür. Ich selbst war damals 40 Tage unterwegs.

Bei den Wanderungen von HappyDonkeys ist für jeden etwas dabei, so denke ich. Am besten, du schaust selber mal auf ihrer Seite vorbei. Und wenn du Lust bekommst, mal mit einem Esel zu wandern, also einen vierbeinigen, dann schreib den beiden einfach ‘ne e-mail. Und weise auch deine Freunde und Bekannten auf HappyDonkeys hin, denn eine Eselwanderung ist nicht einfach nur eine Wanderung mit einem Tier, sondern eine Eselwanderung kann wirklich ein Leben verändern. – Etwas besseres kann einem in diesen Zeiten nicht passieren.

Foto&Text TaxiBerlin

Bericht aus Bulgarien (153)

TaxiBerlin als EselGuide

Sehe gerade eine neue Serie mit dem Titel “Auswandern, aber wohin?” von dem von mir ansonsten geschätzten Gunnar Kaiser, und zwar die “Folge 1: Montenegro”. “Ansonsten geschätzten” deswegen, weil mir zwar vier junge Menschen, um genau zu sein zwei gut aussehende Paare, präsentiert werden, die aber über Montenegro sagen: “Ich wusste gar nicht, dass dieses Land existiert.” (Das sollte wohl witzig sein, aber ich konnte gar nicht lachen, sondern habe mich im Gegenteil geschämt – fremdgeschämt.)

Aber es wird noch besser: Auf einer unter dem Video verlinkten Seite mit dem Titel “Der perfekte Ausstieg” werden von denselben Personen Online-Beratungen zum Thema “Auswandern nach Montenegro” angeboten, deren “Kompletter Wert: 3.479€” ist. Es gibt aber auch Gutes zu berichten, und zwar dies: “Fang jetzt an und erhalte einen riesen Rabatt in Höhe von mehr als 70%”, und auch das noch: “Nur eine Zahlung von 349€ Heute!” (Ich warte lieber noch etwas, und zwar bis sich die Kursanbieter mit dem Land, über das sie informieren, etwas besser vertraut gemacht haben.)

Ich schreibe diesen Beitrag auch, weil mich das Video von Gunnar und insbesondere die Seite der geschäftstüchtigen jungen Deutschen auf die Idee gebracht hat, über mein eigenes Angebot (oder sollte ich schon “Produkt” sagen?) nachzudenken. Ob mein Service wirklich besser ist, immerhin ist mir bekannt, dass ein Land namens Bulgarien existiert, da bin ich mir nicht wirklich sicher. Er besteht auch nicht aus Online-Kursen, sondern ich biete mich selbst als Esel an, der dich durch’s Land führt.

Interesse? Dann schreib mir eine e-mail oder triff mich im Juni in Berlin!

Foto&Text TaxiBerlin

Bericht aus Bremen in Bulgarien (6)

 

Blick auf den Zarenhügel in Veliko Tarnovo

Der heutige Bericht von Joachim aus Bremen über die frühere bulgarische Hauptstadt Veliko Tarnovo im Zentrum des Landes ist etwas länger, weswegen ich mich kurz halte. Von mir gibt es eventuell später am Abend noch mal einen Eintrag oder morgen. Lass dich überraschen, auch von Joachims Bericht:

Wir sind gut angekommen in Veliko Tarnovo. Eigentlich sollte es eine Baustelle geben, die es kompliziert macht das Hotel anzufahren. Die gab es dann aber doch nicht. Die Fahrt hierher war unspektakulär, sieht man mal ab von den vielen Baustellen und Geschwindigkeitsbegrenzungen und all jenen, die sich nicht darum kümmern und trotzdem überholen.

Die Ankunft war mit einer Überraschung geschmückt: Mit solch einem großen geräumigen Hotelzimmer mit so toller Aussicht hatten wir nicht gerechnet. Die Stadt Tarnovo erstreckt sich über drei Haupt- und ein paar Nebenhügel. Die Häuser sind an die steilen Hänge gebaut und erinnern ein wenig an die Favelas in Rio de Janeiro, nur sind sie größer und in viel besserem Zustand. Unser Hotel ist eines davon und der Blick geht auf eine Insel, die durch den Flussbogen der Jantra gebildet wird. Mitten darauf steht das Denkmal dieser bulgarischen Heroen, die wohl dazu beitrugen die Republik zu gründen, ich glaube, Brüder sind es gewesen. Zu ihrer Zeit wurde Tarnovo zur Hauptstadt des bulgarischen Reiches, deshalb auch „Veliko“, was so viel heißt wie „großes“ oder „ruhmreiches“ Tarnovo. Rechts davon, noch auf der stadtnahen Seite des Flusses liegt eine Hotelruine. Riesig und unheimlich. Manch einer mag diese Architektur aus Sichtbeton dem Brutalismus zuordnen, wie er durch die Torres Blancas in Madrid vertreten wird. Hier jedoch gibt es zwar auch Sichtbeton, doch daneben Stilelemente, die dem Bunker ähnlichem das Rauhe und Formlose nehmen. Gewellte Dächer, die an Pagoden erinnern oder geschwungene Wände und Öffnungen, die zwar funktionslos sind aber stilgebend wirken.

Schade, dass niemand das Geld und den Mut besitzt, diesen Hotelkomplex wiederzubeleben.

Wir trafen zwei Stunden vor unserem Termin für die Stadtführung ein. Das war gut, denn wir waren müde und konnten uns ausruhen. Unsere Stadtführerin war pünktlich am Hotel und dankte uns für unsere Pünktlichkeit. Ich hatte mich an Tucholskys Ausspruch erinnert „Muss ich mich benehmen oder waren schon andere Deutsche hier?“ und mich für das Benehmen entschieden. Sie anscheinend auch. Vanja, unsere Stadtführerin hatte zwölf Jahre im hiesigen Archäologischen Museum verbracht und wusste viel zu berichten, wobei sie immer wieder auf die Archäologie zu sprechen kam. Heute arbeitet sie mit unwilligen Schülern und unterrichtet diese in Deutsch an einem Gymnasium. Die Führung ging durch Gassen und an alten Häusern vorbei, von denen manche gleich die Jahreszahlen ihrer Entstehung gut sichtbar an den Wänden trugen. Das seien die Botschaften von Russland, Rumänien und noch einem Land, da habe ich aber nicht aufgepasst. Wir mussten noch die ein oder andere Treppe, die ein oder andere Straße hoch und runter. Das seien, so wurde uns berichtet, auch die einzigen Richtungen, die es im Ort gäbe: Hoch, Runter, Treppe.

Vanja wusste auch viele Namen zu nennen, auch die von den Heroen, die als Denkmal verewigt sind drüben auf der Insel. Neben deren fremdländischen Namen und den vielen Jahreszahlen, die Vanja zu erzählen wusste, zeigte sie uns auch Hausfassaden und Gebäude, deren Funktion sie ebenfalls zu benennen wusste. Mir fällt es schwer dies alles zu erinnern, ich kann mich noch so viel anstrengen, diese Namen und Daten bleiben einfach nicht hängen in meinem Gedächtnis. Ist ja auch kein Wunder, denn woran sollen sie denn hängenbleiben, wo doch nicht mal meine Urgroßeltern zu den genannte Zeiten auf dieser Welt waren. Es geht weiter durch den Ort, durch die kleinen engen Gassen und Vanja weist hin auf ein Denkmal, eine Festungsanlage, links davon eine Kirche, das war dann aber nicht die einzige, man hatte die Fundamente von 23 anderen ausgegraben.

Nun ja. Mir wurde es nach 2,5h zu viel. Ich konnte mir ja eh nicht alles merken (s.o.) und deshalb winkte ich ab, als sie den Rest unserer Tour noch erwähnte. Wir sollten wieder runter zum Fluss und über eine der zwei Brücken hinüber zum Denkmal mit den Heroen und von dort zurück – wahrscheinlich über die zweite Brücke – zu unserem Hotel. Ich sagte etwas von Hunger und Restaurant, worauf sie uns gleich das ein oder andere mit Terrasse und Ausblick auf die Stadt zeigte.

Wir sind (schon wieder) in einer Art Pizzeria gelandet. Jetzt aber mit Aussicht und auf einer Terrasse.

Der erste Abend verlief ruhig und an einem Tischchen des zum Hotel gehörenden Restaurants. Wir hatten, wie kann es anders sein, eine gute Aussicht auf das Denkmal der Heroen und die Erinnerung an kommunistische Zeiten in Gestalt des riesigen Hotelkomplexes, tranken unser Bier und waren bald rechtschaffen müde.

Am zweiten Tag erhielten wir ein recht üppiges Frühstück. Als wir gegen zehn Uhr ins Restaurant kamen, waren wir die einzigen Gäste und ein Tisch extra für uns gedeckt. Es gab Wurst, Käse, Müsli, Obst und bulgarischen Joghurt. Dazu richtigen Kaffee, also Espresso, heiße Milch und Orangensaft. Dafür, dass die Bulgaren nicht frühstücken war dies doch eine Überraschung. Danach zogen wir los auf die Heroen-Insel, bestaunten die Helden, fanden im Denkmal gar die steinerne Abbildung einer Frau mit Kind und erkundeten die Wege und vor allem Treppen der Insel. Es wurde ein Waldbad, denn Bäume und Blätter gab es zuhauf.

Mir ist übrigens aufgefallen, dass auch die hiesige Geschichte eine Geschichte von Männern und ihrer Taten ist. Wir hätten doch mehr danach fragen sollen, was denn mit den Frauen war, als deren Männer so heroisch unterwegs waren, sich gegen und für etwas in den Kampf begaben und auf Schlachtfeldern ihr Ende fanden. Oder ähnlich wie Bertolt Brecht, der seine „Fragen eines lesenden Arbeiters“ formuliert:

“Wer baute das siebentorige Theben?

In den Büchern stehen die Namen von Königen.

Haben die Könige die Felsbrocken herbeigeschleppt?

Und das mehrmals zerstörte Babylon

Wer baute es so viele Male auf?

In welchen Häusern des goldstrahlenden Limas wohnten die Bauleute?

Wohin gingen an dem Abend, wo die Chinesische Mauer fertig war die Maurer?

Das große Rom ist voll von Triumphbögen. Wer errichtete sie?”

Tja, verpasste Gelegenheiten, wir können dann in Plovdiv während der dortigen Stadtführung das Fragen üben.

Für Kerstin und mich ist es mittlerweile auffällig, dass wir uns immer dann auf den Weg machen, wenn die Hitze des Tages am größten ist. Wie auch jetzt wieder. Jedes Mal, wenn wir aus dem Schatten der Bäume traten, konnten wir feststellen, was Hitze bedeutet. Allerdings eine Hitze der gnädigen Art. Vanja hatte uns erzählt im Sommer könne es hier auch 42° heiß werden. Da sind wir doch eher einer Wärme statt einer Hitze ausgesetzt.

Der Tag ist noch nicht zu Ende und doch sind wir müde. Es muss eine Alterserscheinung sein, die sich da zeigt. Da wir aber wissen, dass nichts schlimmer ist als eine Stadterkundung in müdem Zustand, gehen wir erst zurück ins Hotel, um uns auszuruhen und fit zu machen für einen zweiten An- und Abstieg durch die Stadt und ihre Gassen.

Anzuraten ist, eine Stadtbesichtigung morgens früh, vielleicht kurz nach Sonnenaufgang zu machen. Abzuraten ist, diese zwischen 15:00 und 18:00 bei ca. 28° Celsius durchzuführen in einer Stadt, die keine Fußgängerzonen kennt und nur das Hoch, Runter und Treppe. Es ist nicht nur laut in den Straßen, die Luft dort ist auch von Abgasen geschwängert. Wenn dann noch für Abends ein Gewitter angesagt ist, dann sollte man eigentlich an einem kühlen Platz bleiben und sich nicht bewegen.

Wir haben uns nicht daran gehalten und sind durch die Straßen gelaufen, haben die Schaufenster begutachtet und einen DM-Markt besucht. Der war kühl. Die Produkte dort sahen auch nicht anders aus als bei uns. Bis auf die Beschreibungen, die auf bulgarisch oder in Englisch zu lesen waren. Kerstin übte sich im Entziffern der kyrillischen Buchstaben. Nicht nur im DM, sondern auch überall dort, wo Schilder und Informationstafeln zu sehen waren. Davon gab es einige und so zog sich unser Schaufensterbummel hin.

Den heutige Abend werden wir in unserem Hotel-Restaurant verbringen mit der schon erwähnten Aussicht auf das Heroen-Denkmal und den zerfallenden Hotelkomplex. Und da es die Speisekarte auch auf Englisch gibt, werden wir wohl keine Probleme mit der Bestellung haben. Morgen fahren wir weiter ins Rosental, in den Ort Kalofer. Dem Geburtsort eines weiteren bulgarischen Helden, Christ Botew. Ihm zu Ehren heulen in ganz Bulgarien am 2. Juni um 12:00 Uhr die Sirenen. Gut, dass Rumen uns darauf aufmerksam machte, wir hätten uns womöglich auf die Suche nach dem nächsten Luftschutzkeller gemacht. Eine alte deutsche Gewohnheit …

Foto&Text JoachimBremen