Bericht aus einem gebrochenen Land (083)

Wann wird man je verstehen?
Nun hat auch Papst Franziskus zu Friedensverhandlungen im Ukraine-Krieg aufgerufen. Im Interview äußert er sich auch zum Krieg in Palästina. Wörtlich sagte Franziskus: “Es ist ein Krieg, und einen Krieg führt man zu zweit, nicht allein. Die Verantwortlichen sind die beiden, die ihn führen.” Die Geschichte lehre, so der Papst weiter, dass es früher oder später letztlich zu einer Einigung kommen müsse. Dies gelte auch für den Krieg in der Ukraine, wo Stimmen lauter werden, den Mut für ein Hissen der Weißen Fahne aufzubringen, während andere darin eine Legitimierung des Stärkeren sehen: „Das ist eine Interpretationsweise“, räumt Franziskus ein. „Aber ich denke, dass der stärker ist, der die Situation erkennt, der an das Volk denkt und den Mut hat, die weiße Flagge zu schwenken und zu verhandeln. Und heute kann man mit Hilfe der internationalen Mächte verhandeln. Das Wort ‘verhandeln’ ist ein mutiges Wort. Wenn du siehst, dass du besiegt wirst, dass die Dinge nicht gut laufen, habt den Mut, zu verhandeln. Du schämst dich, aber wenn du so weitermachst, wie viele Tote wird es dann geben? Verhandele rechtzeitig!” – “Schämt euch nicht, zu verhandeln, bevor es noch schlimmer wird“, so der Appell des Kirchenoberhauptes in dem Interview für RSI, den öffentlich/rechtlichen Sender, der die italienischsprachige Schweiz bedient. – Beim deutschen öffentlich/rechtlichen Fernsehen wird Annalena Baerbock aktuell von Caren Miosga auf die Worte des Papstes angesprochen. Die Antwort der Aussenministerin: “Ich verstehe es nicht.” – Die Antwort darauf hat der amerikanische Sänger Pete Seeger bereits vor vielen Jahren in seinem Song “Sag’ mir, wo die Blumen sind” (im Original “Where Have All the Flowers Gone”) gegeben. Oben singt Marlene Dietrich das Lied, dessen deutscher Text so geht:
Sag mir wo die Blumen sind
wo sind sie geblieben
Sag mir wo die Blumen sind
was ist geschehen?
Sag mir wo die Blumen sind
Mädchen pflückten sie geschwind
Wann wird man je verstehen
wann wird man je verstehen?
Sag mir wo die Mädchen sind
wo sind sie geblieben?
Sag mir wo die Mädchen sind
was ist geschehen?
Sag mir wo die Mädchen sind
Männer nahmen sie geschwind
Wann wird man je verstehen?
Wann wird man je verstehen?
Sag mir wo die Männer sind
wo sind sie geblieben?
Sag mir wo die Männer sind
was ist geschehen?
Sag mir wo die Männer sind
zogen fort der Krieg beginnt
Wann wird man je verstehen?
Wann wird man je verstehen?
Sag wo die Soldaten sind
wo sind sie geblieben?
Sag wo die Soldaten sind
was ist geschehen?
Sag wo die Soldaten sind
über Gräben weht der Wind
Wann wird man je verstehen?
Wann wird man je verstehen?
Sag mir wo die Gräber sind
wo sind sie geblieben?
Sag mir wo die Gräber sind
was ist geschehen?
Sag mir wo die Gräber sind
Blumen wehen im Sommerwind
Wann wird man je verstehen?
Wann wird man je verstehen?
Sag mir wo die Blumen sind
wo sind sie geblieben?
Sag mir wo die Blumen sind
was ist geschehen?
Sag mir wo die Blumen sind
Mädchen pflückten sie geschwind
Wann wird man je verstehen?
Wann wird man je verstehen?
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Bericht aus einem gebrochenen Land (082)

Heute vor 39 Jahren wurde Michail Gorbatschow gewählt. Danach hat es noch viereinhalb Jahre gedauert, bis die Mauer fiel. Dass die Mauer fallen und mit ihr die DDR untergehen würde, hat niemand kommen sehen. Weder im Osten, noch im Westen. Obwohl, eine Ausnahme gab es wohl. Der französische Historiker Emmanuel Todd, hier im Interview mit der Weltwoche aus der Schweiz, sagte bereits 1976 den Zusammenbruch der Sowjetunion aufgrund der demographischen Entwicklung voraus. Heute sieht er die USA im Niedergang. Frankreich werde seiner Meinung nach ausgelacht, und die Briten handeln kopflos. Am schlimmsten stehe es aber um die Deutschen, die zur Zielscheibe der Amerikaner geworden seien. Russland hingegen gehe es besser, als viele westliche Beobachter meinen. Wann genau die USA untergehen werden, das weiß Todd zwar nicht, dafür aber, dass die Kindersterblichkeit in den Vereinigten Staaten heute höher ist als in Russland. Sein Fazit: Nicht Russland – Amerika steckt in der Krise. Wie lange diese Krise dauert und wann die Vereinigten Staaten fertig haben, das weiß ich natürlich auch nicht. Mich beschäftigt aber schon die Frage, wo die USA auf ihrem Weg in den Untergang stehen. Und da tendiere ich zu der Annahme, dass es auf jeden Fall noch mehr als viereinhalb Jahre sein werden. Ich sehe uns da eher im Jahre 1976 als im Jahre 1985, als Michael Gorbatschow gewählt wurde. Ich tippe auf 13 Jahre.

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Bericht aus einem gebrochenen Land (081)

Zwangsgebührenfinanzierte Kinderkriegspropaganda
Kriegspropaganda jetzt auch im deutschen Kinderfernsehen. Kann mich nicht erinnern, ähnliches in Bulgarien gesehen zu haben. Wenn Deutschland “kriegstüchtig” werden soll, wie Verteidigungsminister, besser: Kriegsminister, Pistorius von der SPD es will, ist dies nur folgerichtig. Heute noch in der Schule, und morgen an der Front. Auch Joe Bidens Sohn Hunter soll zurück in die Ukraine und dort unsere Freiheit verteidigen. Er war schonmal dort und hat gutes Geld bei der Gas-Firma Burisma verdient. Jetzt will er zumindest etwas davon zurückzahlen.
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Bericht aus einem gebrochenen Land (080)

Aktuelles Angebot in der Zentrale des deutschen Irrenhauses

In Berlin ist heute verkaufsoffener Sonntag. Immer mehr Menschen in der Zentrale des deutschen Irrenhauses geht das am Allerwertesten vorbei. 100,-€ dafür, dass man Ossi wird, soll das ändern. Wie viele dieses Angebot angenommen haben, ist unbekannt. Ich denke nicht, dass man Ossi werden kann. Sicher scheint mir dagegen, dass man vom Ossi lernen kann. So wie man vom Bulgaren lernen kann. Und das ist ein viel größeres Geschenk als lumpige 100,-€. – Es ist unbezahlbar.

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Bericht aus einem gebrochenen Land (079)

In meiner Straße im Friedrichshain

Neulich war ich im Kino. Links von mir saß eine Frau, die an ihrem rechten Arm eine Apple Watch trug, die alle paar Minuten aufleuchtete, weswegen ich die Frau ansprach. Ich fragte sie, ob sie ihre Apple Watch ausschalten könne. Daraufhin fragte sie mich, ob mich das Aufleuchten ihrer Apple Watch stören würde, was ich bejahte, und dass ich sie sonst nicht angesprochen hätte. Die Frau sagte nun, dass sie gar nicht mitbekommen würde, dass ihre Apple Watch aufleuchtet. Das war insoweit nachvollziehbar, dass die Apple Watch an ihrem rechten Arm zu mir zeigte. Dass sie selbst nicht mitbekommen würde, wenn ihre Apple Watch aufleuchtet, war noch nicht der Höhepunkt unserer Konversation. Der Höhepunkt kam jetzt, und zwar als die Frau meinte, dass sie das Aufleuchten nicht abstellen könne. Sie wisse gar nicht, ob das überhaupt geht. Mich erinnert diese kleine Begebenheit in der Zentrale des deutschen Irrenhauses daran, dass viele Menschen hier noch nicht mitbekommen, dass sie sich seit einiger Zeit im Krieg mit Russland befinden und ein Weltkrieg möglicherweise schon begonnen hat. (In Bulgarien ist auch das ganz anders, von “Schon wieder Ostfront” haben dort alle schon mal gehört.) Wie auch, sie selber leben ja (noch) im Frieden. Geschossen wird (bisher) nur woanders, auch wenn die Waffen aus Deutschland kommen. Das Aufleuchten stört schließlich auch nicht die Trägerin der Apple Watch, sondern ihren Nachbarn. Dass viele nun darüber hinaus nicht mehr wissen, wie sie aus diesem Krieg herauskommen, genauso wie die Frau im Kino neben mir nicht weiß, wie sie das Aufleuchten ihrer Apple Watch ausschaltet, ist nicht schön, aber leider folgerichtig.

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Bericht aus einem gebrochenen Land (078)

Entfesselter Irrsinn

Anlässlich des heutigen Internationalen Frauentages, der in Berlin offizieller Feiertag ist, warnt das öffentlich/rechtliche InfoRadio vor einem Rückfall in alte Geschlechterrollen. Genau ist es Lisa Paus, unsere Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, die davor warnt. Keine Ahnung, was Paus unter Familie versteht. Sicher scheint mir zu sein, dass in der Bezeichnung ihres Ministeriums nur ein Geschlecht vorkommt. Und das, obwohl es heute wie viele Geschlechter gleich nochmal geben soll? Oder definieren sich bereits alle Geschlechter als Frau? Ich bin überfordert. – Im fernen Amerika warnt gerade ein greiser Präsident davor, dass Putin nicht in der Ukraine halt machen würde. Dann gebe es wieder nur noch ein Geschlecht, das in den Krieg ziehen muss. Denn im Falle einer Einberufung sollen auch Männer mit geändertem Geschlechtseintrag nicht dem Wehrdienst entgehen können. Das sieht eine Sonderregelung im geplanten “Selbstbestimmungsgesetz” vor. Dass der Internationale Frauentag auch “Frauenkampftag” heißt, wie ich eben noch aus dem öffentlich/rechtlichen InfoRadio erfahre, wenngleich einmal mehr wieder nur Männer kämpfen sollen, macht den Berliner Irrsinn deutlich. Zum Glück ist hier heute nicht nur Feiertag, sondern auch ein freier Tag. Zeit, mal über den entfesselten Unsinn nachzudenken.

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“No Place For You In Our Town”


“No Place For You In Our Town” war der letzte Film der Bulgarischen Filmwoche, ich hatte sie hier kurz erwähnt. In dem Dokumentarfilm geht es um Hooligans in der ehemaligen Kohlebergbaustadt Pernik südwestlich von Sofia. Der Ober-Hooligan, der auch gleich am Anfang des obigen Trailers zu sehen ist, hat viele Tattoos, darunter ein Hakenkreuz auf der linken Brust und Rudolf Höß, den Hitlerstellvertreter, auf dem rechten Oberarm. Ich erwähne das, weil man es im Trailer nicht sieht. An einer Stelle im Film sagt er, also der Ober-Hooligan und Haupt-Protagonist der Doku, dass er kein Rassist sei. Und man nimmt es ihm sogar ab. Vielleicht ist das der Grund, dass der Film ganz ohne Erklärungen oder gar Entschuldigung des Regisseurs auskommt. Ich weiß es nicht. Wäre es ein deutscher Film, wäre beides obligatorisch. Davon würde ich ausgehen, auch wenn ich kein Fan bin. Ich erwähne das, weil man mir auch schonmal gesagt hat, ich könne nicht darüber schreiben, was es bedeutet Fan zu sein, zu denen Hooligans dazugehören, weil ich selber keiner bin. Beim Bulgaren ist eben vieles anders. Dass ich darüber schreibe, hat auch gar nichts mit Fan-sein, sondern mit dem Titel des Films zu tun. Letzte Woche wurde mir signalisiert, dass kein Platz mehr für mich in meiner Stadt Berlin sei. Das war nicht schön, das kannst Du mir glauben. Aber keine Angst, ich werde deswegen nicht zum Hooligan und ich lasse mir auch kein Tattoo stechen.

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Bericht aus einem gebrochenen Land (077)

In meiner Straße im Friedrichshain

Geträumt, ich habe bei mir im Kiez einen Terroristen erkannt. Dazu muss man wissen, dass ich mir zwar keine Namen, dafür aber Gesichter merken kann. Unauffällig folge ich dem RAF-Terroristen, genauer Ex-Terrorist der Rote Armee Fraktion. Ich muss vorsichtig sein. Der Ex-Terrorist ist zwar älter als ich, soll aber bewaffnet sein. Ich folge ihm wegen der Belohnung, die auf seine Ergreifung ausgesetzt ist. Glaubt man der Süddeutschen, sollen es mindestens 150.000 Euro sein. Ich bin jetzt unter die Kopfgeldjäger gegangen. Was macht man nicht alles im Leben. Gut, ich könnte ihn auch ansprechen und fragen, ob er mir etwas Geld gibt. Er soll einiges haben, hat schließlich Supermärkte und so überfallen. Aber warum lebt er dann auf der Straße und das sogar noch in meiner, frage ich mich. Eine tolle Tarnung, zweifellos. Aber jetzt weiß ich auch seine Adresse. … Fortsetzung folgt.

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“Es gibt kein Recht, öffentlich so zu sprechen wie man privat spricht.” – Florian Schroeder

Mein Respekt dem ARD-Satiriker und Buch-Autor Florian Schroeder, dass er sogar in die Höhle des Löwen geht, und zwar zu NIUS und dem früheren BILD-Chefredakteur Julian Reichelt, um sein neues Buch zu bewerben. Leider entblödet er sich dort bei 47:10 zu folgendem Satz: “Es gibt kein Recht, öffentlich so zu sprechen wie man privat spricht.”, weswegen ich mir sein neues Buch mit dem durchaus  interessanten Titel “Unter Wahnsinnigen: Warum wir das Böse brauchen” wohl nicht holen werde. Immerhin korrespondiert der Titel mit dem, was auch ich seit langem sage: Deutschland ist ein Ort des Wahnsinns und Berlin ist die Zentrale dieses Irrenhauses. Ausserdem, dass es das Gute nur gibt, weil es auch das Böse gibt, weswegen die Guten den Bösen ewig danken und sie nicht verteufeln sollten. Mit seiner Aussage, dass es kein Recht geben würde, öffentlich so zu sprechen wie privat, hat sich Florian Schroeder nicht nur entblödet, sondern sich als öffentlich/rechtlicher Satiriker die Rechtsprechung in diesem Land angemaßt.
PS: Wem die gesetzliche Grundlage bekannt ist, dass es kein Recht geben würde, öffentlich so zu sprechen wie privat, soll sich gerne bei mir melden, oder direkt beim öffentlich/rechtlichen Satiriker und Buch-Autor Florian Schröder.
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Bericht aus einem gebrochenen Land (076)

Zentral und alleine am Alex

Am Alex wird gebaut. Die Baustelle im Schatten des Fernsehturms ist mittels Zaun abgesperrt. Auf der Absperrung steht der Name des neuen Quartiers: CENTRAL ONE. CENTRAL ONE kann man auch anders deuten, und zwar ZENTRAL und ALLEINE, gerne auch zusammengeschrieben: ZENTRALLEINE. So hatte ich CENTRAL und ONE auch sogleich verstanden: CENTRALONE. Einmal mehr bewahrheitet sich die Weisheit des Taxifahrens, dass man Wahrheiten oft dort findet, wo man sie nicht vermuten würde. Eine zentrale Wohnlage oder in diesem Fall die zentrale Lage des Arbeitsplatzes bedeutet nicht, dass man auch wirklich mittendrin ist. Sicherlich, man hat mehr Menschen um sich (für gute Arbeit eher hinderlich), unter denen man sich aber oft sehr einsam und alleine fühlt. Mir geht es zumindest so in Berlin, auch wenn ich nicht direkt am Alex wohne. Ich kenne mehr Menschen in meinem 350 Seelendorf in Bulgarien als in der Bundeshaupt mit seinen 3,5 Millionen. Oder sind es bereits 4 Millionen? So hatte ich es neulich im Radio gehört, und dann wird es wohl stimmen. Die halbe Million mehr Menschen in Berlin haben am einsam und isoliert sein nichts verbessert, eher das Gegenteil.

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