Bericht aus Bulgarien (447) – “Da geht nichts drüber”

Lauch-Schafkäse-Banitsa

Eine Banitsa zu machen, ist gar nicht schwer. Man bekommt den Blätterteig fertig, auch in Deutschland. Hier in Bulgarien kostet er 1,50 Euro. Lauch, genauer Porree, habe ich auf dem Markt gekauft – Kostenpunkt 50 Cent die große Stange. Diesmal habe ich richtigen Schafkäse verwendet, sogar Bio. Ich habe aber nicht das ganze Stück genommen (400 Gramm haben 5 Euro gekostet!), sondern nur ein Drittel davon. Dann habe ich immer zwei Lagen von dem hauchdünnen Teig genommen, eine ist zu “delikat”, und mit einem “Sud” aus Ei, Joghurt, Olivenöl, Backsoda und Pfeffer & Salz bestrichen. Diesmal habe ich weniger “Sud” gemacht, als im Rezept steht, und zwar nur ein Ei, drei Esslöffel Joghurt und einen Esslöffel Olivenöl. Üblich ist in Bulgarien Sonnenblumenöl, aber das ist nicht gesund. Nachdem der Teig mit dem “Sud” bestrichen war, habe ich den klein gemachten Schafkäse und den leicht angebratenen Lauch sparsam auf ihm verteilt. Dann muss man ihn nur noch zusammenrollen, die Enden am Besten mit einrollen, damit nichts ausläuft, und aufs vorgeölte Blech legen. Das volle Blech kommt dann für 30 Minuten in den mit 180 Grad vorgeheizten Ofen und fertig ist die Banitsa. Dazu gibt es einen Ayran, auch selbstgemacht, einfach Joghurt mit Wasser verdünnen und Salz dazu geben. Nichts geht über eine frische selbstgemachte Lauch-Schafkäse-Banitsa mit Ayran.

Foto&Text TaxiBerlin

Bericht aus Bulgarien (446) – “Weiß wie Schnee”

Zugeschneites Deck
Meine Schluchten des Balkans sind zugeschneit, selbst das überdachte Deck Richtung Gebirge. Die Temperaturen liegen am Tag bei minus fünf Grad, Nachts sind es minus zehn, und die Schneehöhe dürfte etwa ein Meter sein. Der Schnee ist strahlend weiß und nicht grau wie in Berlin. Es ist feinster Pulverschnee und praktisch trocken. Seit es gescheit hat, ist eine beängstigende Stille eingekehrt. Hinzu kommt, dass ich fast gar nicht mehr heizen muss, denn der Schnee isoliert. Was ich bis gestern noch an einem Tag an Holz verbrauchte, reicht heute für drei. Wie es aussieht, werde ich meine Hütte erst nächste Woche wieder verlassen. Zu essen habe ich genug. Gerade backe ich eine Lauch-Schafkäse-Banitsa. Sie ist fertig, ich muss Schluss machen. Eine Banitsa soll man essen, wenn sie noch warm ist.
Foto&Text TaxiBerlin

 

Bericht aus Bulgarien (445) – “Von Hängolin zu Hormonblockern”

Am Wochenende erreichte mich die Nachricht eines bulgarischen Freundes und frischgebackenen Vaters mit dem Hinweis auf obiges Video und dem Kommentar, dass er es kaum glauben kann, was da gerade im Land der Dichter und Denker passiert. Mein bulgarischer Freund hat vor nicht allzu langer Zeit in Deutschland studiert und spricht dementsprechend unsere Sprache. Natürlich weiß auch er, wer Julian Reichelt ist, genauso wie ich es weiß. Bis heute gilt auch für den ehemaligen Bild-Chefredakteur, was bei mir im Taxi galt, wo man zwar nicht telefonieren durfte, dafür aber alles sagen – sogar die Wahrheit. Ob Julian Reichelt in dem Video die Wahrheit sagt, das muss jeder für sich entscheiden. Mein Eindruck ist, dass dies für die allermeisten meiner Landsleute ausgeschlossen ist. Das ist bequem, dann muss man sich nicht mit Inhalten auseinandersetzen. Ich habe mir das Video von Julian Reichelt angesehen, das zum großen Teil aus Zitaten des “Paritätischen Wohlfahrtsverbandes” und Ausschnitten aus einem Video von “Reporter” besteht. Ein Highlight des Videos ist, dass Eltern, die aus dem Film “Idiocracy” zu stammen scheinen, ihr nicht einmal vierjähriges Kind fragen, welches Pronomen es für sich “präferiert” (ab 16:56). In dem Video verschlägt es dem Kind, das noch nicht weiß, was ein Pronomen ist, zu Recht die Sprache. Da der “Reporter” von Öffentlich/Rechtlich das Pronomen-Spiel mitspielt und nicht hinterfragt, kann man ihn als in die Gender-Ideologie “embedded journalist” bezeichnen. Aber es wird noch besser. Ist die Gabe beispielsweise von Hängolin zur Dämpfung des Sexualtriebs an Soldaten bis heute eine Verschwörungstheorie, soll die Gabe von Hormonblockern an Kinder nun Alltag sein (ab 21:08). Zweifelloser Höhepunkt des Videos ist das “Interbaby” (ab 26:31). Weiß jemand, was ein “Interbaby” ist? Ich weiß es nämlich nicht. Was ich mit Sicherheit weiß, ist, dass ich, genauso wie mein bulgarischer Freund und frischgebackener Vater, kein “Interbaby” haben möchte.
Video JulianReichelt
Text TaxiBerlin

Bericht aus Bulgarien (444) – “Totaler Ausverkauf”

Polizist im Angebot

Es sollen auch Polizisten gerade günstig zu haben sein im “Totalen Ausverkauf” in Bulgarien, wie ich gehört habe. Eigentlich wollte ich heute deswegen zum Flohmarkt nach Montana fahren, aber der Schnee hat mir einen Strich durch die Rechnung gemacht. Nachdem er 24 Stunden ununterbrochenem gefallen ist, habe ich jetzt einen Meter von ihm vor meiner Hütte. Mein Bürgermeister ist auch kein zweites Mal mit seinem Schneeschieber zu mir hochgekommen. Keine Ahnung, was so ein Polizist im Ausverkauf kosten soll. – Joseph Biden hat damals in der Ukraine eine Milliarde gezahlt, um einen Staatsanwalt zu kaufen. Genauer hat er den damaligen ukrainischen Präsidenten Petro Poroschenko gekauft, damit dieser den Staatsanwalt feuert. Jener, sein Name ist Viktor Schokin, wurde daraufhin auch gefeuert, aber nicht nur das. Man wollte ihn auch noch mit Quecksilber vergiften. Es war nicht der erste Mordversuch auf ihn, aber über diesen sagte er: “Ich gehe davon aus, dass Biden dahintersteckt”. – In Bulgarien herrscht, im Gegensatz zu Deutschland, Meinungsfreiheit. Die Dinge werden beim Namen genannt in den Schluchten des Balkans. Der “Totale Ausverkauf” wird nicht ohne Grund hier “Liquidierung” genannt. Einen Staatsanwalt oder gar Präsidenten kann ich mir nicht leisten, aber ein Polizist im Totalen Ausverkauf ist möglicherweise drin. So denke ich zumindest. Leider komme ich heute nicht raus, weil ich zu viel Schnee vor der Hütte habe. Holz habe ich dafür dort so gut wie keins mehr. Bei Heizmitteln gibt es leider keinen Totalen Ausverkauf. Dort gehen die Preise kontinuierlich nach oben, im Moment gelten erhöhte Winterpreise. Auch deswegen hatte ich an einen Polizisten gedacht, der mir mit seiner bloßen Anwesenheit etwas die Hütte wärmt.

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Bericht aus Bulgarien (443) – “Nach der Wahl ist vor der Wahl”

Winter in den Schluchten des Balkans

Am 2. Oktober wurde das letzte Mal gewählt in Bulgarien, es war die vierte Wahl in eineinhalb Jahren. Nur wenige Tage zuvor ist ein Artikel von mir mit dem Titel “Die Wahl vor der Wahl” erschienen. Ich sollte Recht behalten, am 2. April wird erneut gewählt in Bulgarien. Es wird die fünfte Wahl in zwei Jahren sein. Staatspräsident Radew hat vor wenigen Tagen den Weg dafür frei gemacht, wie man so schön auf Deutsch sagt, indem er das Parlament aufgelöst hat. Das bemerkenswerte an diesem Vorgang ist, dass es zwar gewählte Parlamentarier gab, wenngleich von nicht einmal 40 Prozent der Wähler, aber keine gewählte Regierung, sondern nur eine “amtsführende”, zuvor vom Präsidenten eingesetzte. Trotzdem ist es den nur von einer Minderheit der Wahlberechtigten gewählten Parlamentariern gelungen, aus der “militärtechnischen” Hilfe für die Ukraine eine “Militärhilfe” zu machen. Und das, obwohl die Zustimmung der Bürger Bulgariens und Griechenlands am geringsten ist, was EU-Beschlüsse zur Unterstützung der Ukraine angeht. Während sie im EU-Durchschnitt von 74 Prozent und in Schweden von 97 Prozent der Bevölkerung befürwortet werden, stimmen ihnen nur 48 Prozent der Bulgaren und Griechen zu, also weniger als die Hälfte. Das erklärt auch, warum mehr als 60 Prozent der Bulgaren Nichtwähler sind, woran sich auch bei der nächsten Wahl nichts ändern wird. Darauf gebe ich Garantie, genauso wie ich auf “Die Wahl vor der Wahl” Garantie gegeben habe, obwohl Garantie geben in Bulgarien unüblich ist.

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Bericht aus Bulgarien (442) – “Frieren? – Ohne mich!”

Mittlerweile sind es mehr als 20 Stunden, dass es ununterbrochen schneit bei mir in den Schluchten des Balkans, und ich muss sagen, es fühlt sich nicht nur gut an, sondern sieht auch gut aus. Vorerst veröffentliche ich nur mein Thermometer, ich hab nur eins, das sogleich eingescheit war, obwohl ich es nur kurz rausgelegt hatte. Draußen sind es minus vier Grad, drinnen dafür plus 24. Frieren für den Frieden können andere. Mein Bürgermeister kam mit dem Schneeschieber auch schon hoch zu mir, um zu sehen, ob bei mir alles in Ordnung ist. Aber er kümmert sich nicht nur um Rumen den Deutschen, wie er mich liebevoll nennt, sondern um alle im Dorf. Vorhin war ich kurz draußen. Runter zum Dorf bin ich nicht gegangen. Meine Stiefel sind nicht hoch genug. Die Schneehöhe dürfte jetzt bei einem Meter liegen.

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“Nach Corona ist vor Corona”

Alte Taxifahrerweisheit
“Nach Corona ist vor Corona”, so kann man einen Beitrag von Julia Köppe im ehemaligen Nachrichtenmagazin Spiegel mit dem Titel “Kampf gegen Erreger X” zusammenfassen. Die Autorin ist sich sicher: “Die Frage ist nicht, ob eine neue Pandemie die Menschheit heimsuchen wird, sondern wann. Forschungsteams arbeiten bereits jetzt an Gegenmitteln. Wie wappnet man sich gegen eine noch unbekannte Krankheit?” – Wäre nicht auch eine berechtigte Frage in dem Zusammenhang, wer von den Gegenmitteln profitiert? Ich meine, dass der Spiegel nichts gegen Gates direkt schreibt, so viel leuchtet ein. Denn er bekommt einiges an Geld von dem Philanthropen, der an den Impfungen kräftig mitverdient hat und in Zukunft vermutlich auch wieder will. Ganz nebenbei und vom Spiegel offensichtlich ganz unbemerkt ist er zum größten privaten Besitzer von Farmland in den USA geworden während Corona”. Warum eigentlich? Die wichtigste Frage ist aber diese: Muss man sich von Gates wirklich gleich direkt ins Blatt hineindiktieren lassen?
Foto&Text TaxiBerlin

Bericht aus Bulgarien (441) – “Meinungsfreiheit statt Tyrannei”

Engels und Maaz neben Schwab

Unter der Überschrift “Presse- und Meinungsfreiheit in Bulgarien” erfährt man auf der Seite der Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg, dass laut Reporter ohne Grenzen auf der Rangliste der Pressefreiheit Bulgarien 2020 auf Platz 111 angelangt sei und Deutschland im Vergleich dazu auf Platz 11 liegt.
Interessanterweise kommt im Artikel selbst der Begriff Meinungsfreiheit gar nicht vor, so dass man davon ausgehen muss, dass für Reporter ohne Grenzen Pressefreiheit gleich Meinungsfreiheit bedeutet. Abgesehen von der Frage, ob dieses Ranking überhaupt noch die Realität abbildet, insbesondere wenn man sich die Hofberichterstattung der Medien in Deutschland ansieht, hat Meinungsfreiheit mit Pressefreiheit praktisch gar nichts zu tun. Dazu ein kurzer Blick zurück:
In der DDR durfte man zwar nicht alles sagen, alles denken durfte man aber schon. Heute, wo man angeblich alles sagen darf, woran immer mehr Menschen Zweifel haben und die allermeisten instinktiv spüren, dass dies eine hohle Phrase ist, muss die Schere zwangsläufig früher ansetzen als in der DDR. Im besten Deutschland, das es jemals gab, ist es besser, man denkt viele Dinge erst gar nicht mehr.
Das ist ein gewaltiger Unterschied, ob ich zwar nicht alles sagen, dafür aber alles denken darf wie in der DDR, oder ob einem gesagt wird, man dürfe alles sagen, man aber bewusst oder unbewusst spürt, dass das nicht stimmt und deswegen bestimme Dinge besser erst gar nicht mehr denkt.
Dann gibt es diese Gedanken, diese Ideen, diese Meinungen erst gar nicht, und wenn doch, dann lade ich sie aus und verteufele sie parallel dazu mit “Rechts Rechts Nazi”, was wiederum den Vorteil hat, dass ich mich mit ihnen erst gar nicht auseinandersetzen muss. Die Frage bleibt, wie lange das gut geht.
Auf diese nicht neuen Überlegungen komme ich, weil mich Freunde hier in Bulgarien gerade darauf hingewiesen haben, dass die Evangelische Paulusgemeinde in Halle (Saale) den bekannten Psychoanalytiker, Psychotherapeuten, Bestsellerautor und Gewinner des “MIND Award 2022/23” Hans-Joachim Maaz für das in dieser Woche stattfindende “Montagsgespräch” ausgeladen hat.
Die Angst muss groß sein unter den Kirchenleuten. Aber gut, unter den uns Regierenden dürfte sie nicht minder groß sein, also warum sollte sie vor der Kirche Halt machen? Traurig ist es aber schon, insbesondere wenn man sich an die Rolle erinnert, die die Kirche in der DDR bei der Wende ’89 gespielt hat.
Das letzte Buch von Hans-Joachim Maaz heißt “Angstgesellschaft”, ist im Mai in Deutschland herausgekommen und passt wie die Faust aufs Auge zur eben erwähnten Angst. Im Oktober erschien es in Bulgarien, mein Freund Martin Petrushev hat es übersetzt und ein Interview mit Hans-Joachim Maaz geführt.
Obiges Foto ist ebenfalls im Oktober in einer kleinen Buchhandlung in der Stadt Goce Deltshev, also nicht in Sofia, im Südwesten Bulgarien entstanden. Das Buch von Hans-Joachim Maaz stand aber nicht nur verfügbar im Regal, sondern auch noch friedlich zwischen den Büchern von David Engels (links) und Klaus Schwab (rechts).
Ich selbst war im September zu einer von Martins “Ost-West” Verlag organisierten Veranstaltung mit David Engels in Sofia, die sehr gut besucht war, darunter viele Bulgaren, die so wie ich aus Deutschland bzw. Österreich auch aus Gründen der Meinungsfreiheit nach Bulgarien zurückgekehrt sind. Unter ihnen ein junger Mann, der 13 Jahre in Regensburg gelebt hatte, mit dem ich ins Gespräch kam und der meinen Artikel “Bulgarien – die große Freiheit” kannte.
Aber ich habe nicht nur einen meiner Leser persönlich kennengelernt, sondern bei einem gemeinsamen Abendessen auch den Autor und Historiker David Engels, der sich vor einiger Zeit von Deutschland nach Polen in Sicherheit gebracht hat. Insbesondere sein Buch “Was tun?” kann ich empfehlen, und nicht nur, weil Michele Houellebecq es am Anfang des Buches auch empfiehlt.
Doch zurück zur Meinungsfreiheit, um die es in Bulgarien um einiges besser bestellt ist als in Deutschland. Wenn es eines Beweises bedurfte, dass Pressefreiheit gleich Meinungsfreiheit falsch ist, dann ist es das kleine Land am Rand. Für Deutschland gilt die Gleichung dann aber möglicherweise doch, allerdings umgedreht, also “Pressefreiheit” gleich “Meinungsfreiheit”.
Ich hatte es schon mehrfach geschrieben, möchte mich aber auch hier wiederholen: In Bulgarien darf ein jeder alles sagen. Dieser Meinung bin nicht nur ich, sondern auch Dr. Marin Guenchev. Der bulgarische Neurochirurg und Vater von sieben Kindern, der sowohl in Österreich, als auch in Deutschland gelebt und studiert hat, leitet eine eigene Praxis in Sofia.
Mit ihm führte Sibila Tasheva letzten Sommer ein ausführliches Interview. Die Juristin und Autorin von “111 Gründe Bulgarien zu lieben” hat sich oft über die Berichterstattung deutscher Medien über Bulgarien beziehungsweise über deren Mangel geärgert und überlegt, was sie dagegen tun kann. Daraus ist die Idee zu ihren Podcasts entstanden.
In diesem erklärt Marin Guenchev, warum es so wichtig ist, dass man wirklich alles sagen darf. Seine wichtigste Aussage (ab 31:20) ist diese:

Eine der großen Talente der Bulgaren ist, eine Tyrannei zu erkennen und sich dagegen zu wehren, passiv, aber trotzdem sich zu wehren. Das hängt vielleicht auch mit der türkischen, der osmanischen Okkupation von Bulgarien zusammen, ich weiß es nicht. Aber prinzipiell erkennt der Bulgare eine Tyrannei sehr schnell, vielleicht auch unterbewusst. Und deswegen sind wir Bulgaren eigentlich sehr freiheitsliebende Menschen, das gefällt mir. Das hat mir auch ein Österreicher gesagt: “Ich hab’ das Gefühl, wenn ich nach Bulgarien komme, ich kann ALLES sagen.” Das hat so geklungen, als könne er dort nicht alles sagen, und das stimmt auch. Und das ist etwas, was man in Bulgarien lernen kann: diese Liebe zur Freiheit und zur Meinungsäußerung. Natürlich, wenn Sie kommen, hören Sie jeden möglichen Blödsinn, von Konspirationstheorien bis alles Mögliche, also alles Mögliche. Und manchmal hat man das Gefühl, diese Meinungsfreiheit, die es in Bulgarien gibt, die geht mir ein bisschen zu weit, die geht mir manchmal furchtbar auf den Wecker. Und dann denke ich mir: Ist besser so, als das Gegenteil. Alle haben die gleiche Meinung, keiner traut sich irgendwas zu sagen und alle marschieren in die Richtung, in der wir nicht sein wollen. Das ist auf jeden Fall etwas, was man in Bulgarien lernen kann.
PS: Eine “Tyrannei der Ungeimpften” hat es nie gegeben. Was es gibt, sind so genannte Nachrichtenmagazine, die einem vorschreiben, was man denken soll.
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Bericht aus Bulgarien (440) – “Gar nicht witzig”

Was vom Krieg bleibt
Den Spiegel, das von Bill Gates gekaufte ehemalige Nachrichtenmagazin aus Hamburg, lese ich nur noch, damit ich weiß, was ich heute wieder denken soll. Beispielsweise, dass das mit dem Leopard für den Ukrainer länger dauert, weil der Deutsche an jeder Ampel hält. Das ganze unter der Rubrik “Cartoon des Tages”. In Hamburg hat man Humor. Das Dumme ist: Ich kann gar nicht lachen. Zumindest weiß ich aber jetzt, worüber die Landsleute in der Heimat lachen oder lachen sollen. Der Witz, an dem sich der Cartoonist offensichtlich bedient hat, spielt auf dem Bahnhof, ist kein Witz sondern wie der Krieg bitterer Ernst und geht so: “Revolution in Deutschland? Das wird nie etwas, wenn diese Deutschen einen Bahnhof stürmen wollen, kaufen die sich noch eine Bahnsteigkarte!” – Ist von wem? Genau, von dem Russen Wladimir Iljitsch Uljanow, besser bekannt als Lenin.
Foto&Text TaxiBerlin

Bericht aus Bulgarien (439) – “Das Eselfest”

Verpackter Penis am Mittag

Seit dem 27., meiner Glückszahl, gehöre auch ich zu dem erlauchten Personenkreis, der sich Künstler und Publizisten nennen darf. Und das habe ich sogar schriftlich, so wie in Deutschland immer alles schriftlich ist. Da ich nun in Bulgarien bin, das für seine Verpackungskünstler bekannt ist, habe ich mich und meine Kunst kurzfristig aufs Verpacken verlegt. So kam es, dass ich neulich zusammen mit meinem Bürgermeister obigen Penis verpackt habe, was bei den wenigen im Dorf verbliebenen Alten sehr gut ankam. Am Abend, obige Aufnahme entstand am Mittag, tanzten bereits alte Männer und Frauen den bulgarische Pravo Horo, also den traditionellen Ringelpietz mit Anfassen, um den von uns verpackten Penis. Das ganze auf dem zentralen Dorfplatz, also Downtown, wo im Herbst auch das durch Nietzsche bekannte ursprünglich bulgarische Eselfest begangen wird, auf dem die Fruchtbarkeit des Esels zelebriert wird – eine Art balkanisches Erntedank-Fest.

Foto&Text TaxiBerlin