Bericht aus Bulgarien (36)

Nicht alle reden nur vom Wetter oder gar vom bösen Querdenker wie in D. In Bulgarien redet beispielsweise niemand von ihm. Wie auch, wenn es den Begriff Querdenker gar nicht gibt in der bulgarischen Sprache. Eigentlich redet nur der deutsche Gutdenker vom bösen Querdenker, meist in der Form, wie er früher vom schwarzen Mann geredet hat, was alleine schon deswegen ärgerlich ist, weil dabei der bulgarische Positivdenker regelmäßig hinten runter fällt.
Dazu muss man wissen, dass der Bulgare nicht unbedingt für sein positives Denken bekannt ist in der Welt. Das ist leider auch wahr. Eher steckt in ihm ein geheimer Todeswunsch als ein Positivdenker. Geht es aber um Corona, da blüht der Bulgare förmlich auf. Denn wenn der Bulgare eines mit Bestimmtheit sagen kann, dann das, dass es auch mit Corona irgendwann vorbei ist wie mit allem im Leben, beispielsweise wie früher mit den Türken. Gut, mit den Türken, das hat damals 500 Jahre gedauert. So lange wird es bei Corona nicht dauern, sagt der Bulgare und lacht dabei, als wäre er selbst dabei gewesen, wie es seinerzeit mit den Türken zu Ende ging. Auch wenn sonst nichts sicher ist beim Bulgaren, und er auch nur wenig Grund zum Lachen hat, hier ist er sich sicher. Da würde er sogar Garantie drauf geben, was er sonst nie tut. Auch deswegen neige ich als halber Bulgare dazu, dem Bulgaren an dieser Stelle Recht zu geben.

Dass der deutsche Gutdenker das anders sieht, liegt in der Natur der Sache. Denn der Deutsche ist von Hause aus orthodox, was wiederum einen guten Gutdenker auszeichnet. Das hilft ihm, in allen Lebenslagen ohne nachzudenken zu wissen, was der richtige Glaube und die erwünschte Emotion ist. Es muss also nicht ausdrücklich von ihm verlangt werden, nicht nur die richtigen Ansichten, sondern auch die richtigen Instinkte zu haben. Auch deswegen, weil viele der ihm abgeforderten Überzeugungen und Verhaltensweisen nie direkt formuliert werden und auch nicht formuliert werden können, ohne die dem gängigen Corona-Narrativ innenwohnenden Widersprüche aufzudecken. Das meinte zumindest mein englischer Freund Jerry, der am liebsten Deutscher wäre. Als halber Deutscher bleibt mir nichts anderes übrig als jetzt wiederum ihm, also meinem englischen Freund Jerry, der am liebsten Deutscher wäre, zuzustimmen.
Foto&Text TaxiBerlin

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