Die Kälte – Eine Isolation

Der Winter ist jetzt auch in den Schluchten des Balkans angekommen. Passend dazu lese ich “Die Kälte” von Thomas Bernhard. “Die Kälte” ist eines der fünf autobiografischen Bücher, die der österreichische Autor am Ende seines Lebens geschrieben hat. Genau heißt das Werk “Die Kälte – Eine Isolation”. Beides passt. Und auch das Novalis-Zitat am Anfang: “Jede Krankheit kann man Seelenkrankheit nennen”. Keine Sorge, ich bin OK. So OK wie man in der heutigen Zeit sein kann. Also eher nicht OK. In normalen Zeiten. Aber wann waren die Zeiten schon normal? Zu Thomas Bernhards Zeiten jedenfalls nicht. Denn was muss ich auf Seite 52 von Bernhards “Die Kälte – Eine Isolation” lesen: Ich hätte so vieles fragen müssen, nicht sollen, meinen Großvater, meine Großmutter, meine Mutter, was ich alles nicht gefragt habe, jetzt ist es zu spät, wenn wir die Gestorbenen fragen, die Toten, ist es nichts als die verbrecherische Nutzlosigkeit des Überlebenden, der ständig auf Absicherung seiner Verhältnisse aus ist. Ich habe die längste Zeit gehabt, Fragen zu stellen, und ich habe sie nicht gestellt, nicht einmal die wichtigsten Fragen.