Globalisierung ist geil
Es ist schwer geworden in Bulgarien, bulgarische Lebensmittel zu finden. Das betrifft nicht nur Obst und Gemüse. Immer mehr kommt aus dem Ausland. Dass ein Agrarland wie Bulgarien mit phantastischen Böden Obst und Gemüse importiert, ist ein Unding. Hinzu kommt der Irrsinn, das Zeug aus dem Ausland ranzukarren, wie beispielsweise obige Paprika aus der Türkei und Albanien. Dass Paprika in der Türkei früher reif ist als in Bulgarien, kann ja sein. Aber was ist mit Albanien, das kaum südlicher liegt als Bulgarien. Trotz des Transports scheint man immer noch ein Geschäft zu machen. Vielleicht liegt es auch daran, dass Bulgarien gar keine eigenen Paprika mehr hat, was ungefähr so wäre wie Deutschland ohne eigene Autos. Dahin ist man ja auch auf dem Weg. Neulich beklagte sich jemand darüber, dass der Chinese nun auch den Automarkt übernehmen würde. Aber gehört das nicht zur Globalisierung dazu, dass auch der andere seine Produkte verkaufen darf. Schließlich wurde die Globalisierung uns doch immer als das Neue, Schöne und Gute angepriesen. Oder ist Globalisierung nur dann geil, wenn wir davon profitieren? Jedenfalls muss sich niemand wundern, wenn die Produkte aus dem Ausland kommen, wenn man sie selbst nicht mehr herstellt und man zuvor jahrelang eine Dienstleistungsgesellschaft propagiert hat. Das wichtigste wurde dabei mal wieder vergessen: der Geschmack. Und damit komme ich zurück zu den albanischen und türkischen Paprika in bulgarischen Supermärkten. Im Gegensatz zu den Null-Geschmack, besser “below zero taste”, Tomaten aus Holland in unseren Supermärkten, haben die Paprika aus Albanien und der Türkei in den hiesigen noch einen Rest-Geschmack. Dieser Rest-Geschmack ist aber Nichts im Vergleich zum Geschmack der Paprika meiner Nachbarin Baba Bore. Es gibt sie also noch, die bulgarische Paprika, aber praktisch nur noch von privat. Wie sollte es auch anders sein, wenn alle im Ausland dienen.