Bericht aus Bulgarien (197) – “Happy in Sofia”

Der kurze Rote
Sitze gerade im “Happy”, mein Hybridfahrzeug habe ich vor der Tür angebunden, und warte, dass ich bedient werde. Eine Karte habe ich auch noch nicht, ich weiß also noch gar nicht, was mich erwartet. Eine Erwartung hat sich aber bereits erfüllt, und das sind die kurzen roten Röcke. Die gibt es wirklich und in unterschiedlicher länge. Die ganz kurzen (Foto) werden von den Kellnerinnen getragen, von denen auch schon einige an meinem Tisch vorbeigelaufen sind. Dann gibt es die etwas längeren, also nicht richtig lang, die werden von den Oberkellnerinnen getragen. Von ihnen gibt es nicht so viele, oben ist die Luft bekanntlich dünner, und dementsprechend überwiegen die kurzen Röcke. Männer arbeiten auch im “Happy”, beispielsweise an der Bar. Einen, der die Tische abräumt, habe ich auch schon gesehen. Langsam wird mir die Sache zu dumm, auch weil ich Durst habe, in Sofia ist es gerade sehr heiß. Mein Gaul, den ich vor der Tür angebunden habe, hat vermutlich auch noch nichts zu saufen bekommen. Ich werd’ mal nachsehen gehen. Ne dralle Blonde mit nem kurzen Roten scheint es hier auch nicht zu geben.
Foto&Text TaxiBerlin

CSD vs. NO FARMERS – NO FOOD

Während man in der deutschen Hauptstadt noch dem sinnlosen Hedonismus frönt, haben Menschen selbst auf dem europäischen Kontinent richtige Probleme. Dass diese in Berlin noch nicht angekommen sind, dafür kann man sich als Berliner nur schämen. Nein, ich bin nicht länger Berliner. Die Stadt, die einst die große Freiheit für mich war, ist zu einem Tollhaus geworden. Sie kann mir dementsprechend den Buckel runterrutschen und all die Verstrahlten auf der Straße des 17. Juni mit ihr. Wenn das die Menschen lesen könnten: “Für Freiheit, Gleichheit – und Glamour”, die am 17. Juni 1953 auf die Straße gegangen sind, weil sie wie heute die Farmer keine Perspektive mehr für sich gesehen haben, sie würden sich im Grab umdrehen.
Video YouTube
Text TaxiBerlin

Bericht aus Bulgarien (196) – “Mein Freund Martin”

 

Es ist jetzt ziemlich genau ein Jahr her, dass ich meinen Freund Martin am letzten in den Straßen Sofias verbliebenen Buchstand kennengelernt habe. Martin ist zu meinem besten bulgarischen Freund geworden, und ich zu seinem besten deutschen Freund. Damals wollte Martin noch nach Deutschland gehen, um dort sein Studium fortzusetzen, was ich für keine gute Idee hielt. Heute ist Martin froh, dass er in Bulgarien geblieben ist. Sein Kanal “Rationaler Widerstand” läuft sehr gut und mit der Ausstrahlung des obigen Videos könnte Martin ein richtiger You-Tube-Star werden. In Bulgarien ist er das schon. Immer, wenn ich mit ihm durch die Straßen von Sofia laufe, wird er von Menschen angesprochen, die ihn von seinem Kanal und seinen Auftritten im bulgarischen Fernsehen kennen, und die sich bei ihm für seine Arbeit bedanken. Mit obigem Interview mit Professor Ivo Hristov, einem im Land bekannten Soziologen, ist Martin nun, wenn man so will, ein Coup gelungen. Der kritische Professor hat schon längere Zeit keine Interviews mehr gegeben. Die Fragen der Mainstream-Journalisten sind für ihn eine Zumutung, eine Beleidigung seines Denkapparates. In dem Interview mit Martin sagt Ivo Hristov über Deutschland, dass das jetzt zum Drama wird (eine regelrechte “Dusch-Soap” – Anmerkung TaxiBerlin), was in Bulgarien seit mehr als 30 Jahren an der Tagesordnung ist. Die Regierung in Deutschland hält der Professor für eine Marionettenregierung der Amerikaner, also eine Regierung von Verrätern am eigenen Volk. Da Ivo Hristov aus genannten Gründen Mainstream-Medien seit einiger Zeit keine Interviews mehr gibt, könnte die Zahl der Besucher des Interviews mit Martin in die Hunderttausende gehen. Bekannt ist Martin wie gesagt schon, jetzt könnte er dazu auch noch reich werden. YouTube hat gerade der Monetarisierung seines Kanals zugestimmt. Vielleicht wird Martin bald auf der Straße, auf der ich ihn kennengelernt habe, tanzen oder gar in Geld schwimmen können. Ich wünsche es ihm von Herzen.  –  Sehr gute Arbeit, Martin, weiter so!

PS: Auf Martins Frage, ob die Deutschen im Herbst ein anderes Lied singen werden, und zwar dass man russisches Gas kaufen wird, weil man dann sagen wird, dass uns die Wirtschaft wichtig ist und damit wir ein gutes Leben haben, antwortet Professor Ivo Hristov: “Von diesem Deutschland erwarte ich nichts dergleichen.”

Video RationalerWiderstand
Text TaxiBerlin

Bericht aus Bulgarien (195) – “Wintervorbereitung”

 

Obwohl noch Sommer bereiten sich viele Bulgaren bereits auf den Winter vor. Die meisten von ihnen sind dabei, sich Holz zu besorgen, was jetzt schon um ein Drittel teurer ist als letztes Jahr, Tendenz steigend. Aber auch in Deutschland bereitet man sich vor, beispielsweise Volksverräterin Annalena Baerbock auf Volksaufstände, was die Unterstützung der Ukraine zum Erliegen bringen könnte, “weil wir dann mit Volksaufständen beschäftigt sind.” Wir aus dem Osten sind Volksaufstände gewöhnt, für uns sind Volksaufstände nichts Besonderes. Im Westen schon, weswegen man ihnen sogar eine große Straße gewidmet hat, die Straße des 17. Juni im Berliner Tiergarten. Viele wissen gar nicht, dass an diesem Tag ein Volksaufstand war. Mit den Volksaufständen ist es wie mit dem Sex. Wer noch welchen hat, genießt und schweigt. Für wen Sex ein Fremdwort ist, und das ist er für die allermeisten, der muss sich mittels Reiz-Wäsche-Werbung den Eindruck vermitteln lassen, dass er noch welchen hätte. Ich bereite mich mit No-Comment-Filmen ganz ohne Reiz-Wäsche-Werbung auf den Winter vor, beispielsweise mit obigem aus Russland. Im Moment habe ich, wie ich hier schrieb, noch einen Esel, aber vielleicht kann auch ich mir bald ein Pferd und einen geschlossen Wagen leisten. Das wäre im Winter natürlich ideal, obwohl ich dann immer noch sämtliche Scheiben frei kratzen müsste. Zumindest daran wird sich wohl nichts ändern.

Video EuroNews
Text TaxiBerlin

Bericht aus Bulgarien (194) – “Die Transportwende”

So sieht sie aus

Während man in der Heimat immer noch über die Energiewende nachdenkt, hat hier in den Schluchten des Balkans bereits eine ganz andere Wende begonnen, und zwar die Transportwende. Immer mehr Bulgaren können sich den Sprit nicht mehr leisten, weswegen sie ihr geliebtes Auto in zwei Teile schneiden und ihr Pferd aus dem Stall holen müssen, um noch irgendwie von A nach B zu kommen, und so auch ich. In Bulgarien gibt es auch schon Nummernschilder für diese Hybridfahrzeuge, obiges hat die Ordnungsnummer 042 und ist im Ort Varshets zugelassen, wo sich das Café “Vegas” befindet. Ich selbst bin immer noch auf meinem Weg nach Sofia und habe die Nacht im Vorort Kostinbrod zugebracht. Dass ich noch nicht in der bulgarischen Hauptstadt angekommen bin, liegt daran, dass ich mir einen alten Traum erfüllt und einen Esel vor mein halbes Auto gespannt habe. Ich denke mal, dass ich damit heute in der Kapitale eintreffen werde, denn hinter dem Vorort Kostinbrod zeichnet sich bereits das Vitosha-Gebirge ab, an dessen Fuß sich die bulgarische Hauptstadt befindet. Wer in der Heimat schon mit dem kalt oder auch nur kürzer duschen angefangen hat, der ist möglicherweise bereit für den nächsten Schritt. Die Transportwende wird allerdings nicht das Neun-Euro-Ticket sein, auch wenn viele das denken, sondern das klimaneutrale und ökologisch korrekte durchgeschnittene Auto, einmal in der Luxusvariante mit Pferd und dann noch die fürs Volk mit Esel. Zu den Ungläubigen, also zu denen, die es nicht glauben wollen, sagt man in Bulgarien übrigens: “Du wirst schon sehen!”

Foto&Text TaxiBerlin

Bericht aus Bulgarien (193) – “Von der drallen Blonden im kurzen Roten – eventuell morgen”

Jerry & me (eigentlich me & Jerry)
Ich bin jetzt auch so ein Typ geworden, der sich mit Leuten im Café trifft. Mein bevorzugtes Café ist das “Vegas” in Varshets. Dort kostet der Kaffee 80 Stotinki (40 Cent), die Toilette allerdings 50 Stotinki (25 Cent), und das auch für Gäste. Eigentlich wollten mein englischer Freund Jerry, mit dem ich mich meistens dort treffe, und ich in ein anderes Café ausweichen, und neulich haben wir das auch gemacht, und zwar in das Café (eher Konditorei) direkt neben dem “Vegas”, aber vorgestern sind wir dann doch wieder im “Vegas” gelandet. Wohl auch wegen der drallen Blonden, der Tochter der Chefin vom “Vegas”, die jetzt aber wieder auf dem Landratsamt arbeitet, wo sie die Steuern kassiert, weswegen sie nur noch selten im “Vegas” ist. Meine Steuern habe ich für dieses Jahr schon bezahlt, was ein bisschen Schade ist, weil da die dralle Blonde noch im Café gearbeitet hat. Aber zurück zum Thema: Vorgestern habe ich mich wie gesagt mit meinem englischen Freund Jerry getroffen, der gestern für eine Woche nach Rumänien aufgebrochen ist. Jerry hat sich richtig auf die Reise gefreut, was mir unheimlich vorkam. Ich meine, er fährt nach Rumänien! Zur Sicherheit, also falls wir uns nicht mehr wiedersehen, habe ich von dem Mann, der im “Vegas” mit an unseren Tisch saß, das “Vegas” ist immer gut gefüllt, dieses Foto (oben) von uns machen lassen. Mit einem Smartphone wäre es wahrscheinlich was geworden, aber so eine richtige Kamera fokussiert oft falsch, und dann kommen so unheimliche, fast schon rumänische Bilder bei raus. Auch deswegen hoffe ich, dass obiges Foto, was das einzige von uns beiden zusammen ist, nicht das letzte bleibt. Ich selbst fahre heute nach Sofia, wo ich gleich zwei Treffen habe, bevor ich meine Frau vom Flughafen abhole. Zu beiden Treffen habe ich mich gestern spontan übers Internet verabredet, das geht auch in Bulgarien. Zu Ostern bin ich dort nämlich einer Business-Plattform beigetreten, allerdings nur als geduldetes, weil nicht-zahlendes “Mitglied”. Bisher habe ich auf dieser Plattform nur merkwürdige Menschen kennengelernt, Business-Menschen halt. Getroffen habe ich mich vor Wochen, es war genau der Tag, an dem ich nach Berlin abgereist bin, mit einer Holländerin. Das war ganz OK, obwohl sie sich durch ihren Kiez in der bulgarischen Hauptstadt, in dem sie schon ein paar Jahre wohnt, mit einem Navi leiten lassen musste. Das fand ich strange, fast scary. Um Menschen auf der Plattform anzusprechen, muss man englisch können. Ein paar Deutsche sind auch auf der Plattform und gerade kam noch die Nachricht von einem Amerikaner aus New York rein, der es vermutlich nicht schafft, dass wir uns heute in Sofia auf einen Kaffee treffen. Es wird also aller Voraussicht bei zwei Treffen bleiben, was auch genug ist für mich. Wenn man auf dem Dorf lebt wie ich, ist man nicht mehr so viele Menschen gewohnt. Die erste Verabredung habe ich in dem italienischen Café “Orsetti” um 12 Uhr mit einer Bulgarin. Bulgaren und insbesondere Bulgarinnen mögen das italienische, und ich auch, von daher passt es. Ich habe keine Ahnung, was mich erwartet, aber ich werde auf jeden Fall “high noon” im Café sein und mich überraschen lassen. Auch weil die Frauen, die ich bisher auf der Plattform kennengelernt habe, sehr Karriere-orientiert waren, um es mal so zu formulieren. Eine wollte beispielsweise von mir wissen, wie lange man genau gearbeitet haben muss in Deutschland, um eine Rente zu bekommen. Ich konnte ihr die Frage nicht beantworten, aber ich glaube auch nicht, dass es demnächst noch eine Rolle spielen wird. Die Bulgarin, die ich heute treffen werde, hat nicht solche Fragen gestellt, was mir Mut macht. Später werde ich dann noch einen deutschen Rentner treffen, der jetzt auch schon ein paar Jahre in Bulgarien lebt. Der Treffpunkt ist an der Kirche “Sweta Nedelja” vorm ehemaligen Hotel “Balkan”, was jetzt das Sheraton-Hotel ist. Der Deutsche wusste, dass es auf der anderen Seite von der Kirche ein Restaurant “Happy” gibt, wo nicht nur alle immer “Happy” sind, sondern wo man von jungen Frauen in knappen roten Kleidern bedient wird, worüber ich auch schon mal geschrieben hatte. Ich habe keine Ahnung, ob der deutsche Rentner ins “Happy” gehen will, aber wenn, dann gehe ich auf jeden Fall mit, um zu sehen, ob es dort auch eine dralle Blonde im kurzen Roten gibt. Falls ja, würde ich morgen darüber berichten. Möglicherweise lohnt es sich also, morgen wieder hier vorbeizuschauen.
Foto&Text TaxiBerlin

Russland ruinieren, heißt Deutschland zerstören

Sowohl in meinen Radiosendungen “Hier spricht TaxiBerlin”, als auch in meinem Berliner Taxi, habe ich mich für die Frauenquote eingesetzt. Was die Frauenquote im Taxi angeht, stand ich praktisch alleine auf weiter Flur. Denn mir ist niemand bekannt, der sich auch dafür eingesetzt hätte, dass es genauso viele Taxifahrerinnen wie Taxifahrer gibt in der deutschen Hauptstadt. Hier auf meiner Seite möchte ich es genauso halten, und nach Julian Reichelt nun etwas von Sahra Wagenknecht veröffentlichen. Es geht praktisch um dasselbe Thema, nur eben anders, vielleicht femininer, ich weiß es nicht. Was ich weiß, ist, dass Sahra Wagenknecht recht hat, wenn sie sagt, dass wir gerade unser Land und nicht Russland ruinieren. Ich muss dabei an Sebastian Haffners “Anmerkungen zu Hitler” denken, und zwar deswegen, weil Hitler am Ende des Krieges Deutschland zerstören wollte. Ein wichtiges Detail, das etwas in Vergessenheit geraten ist. Mit dem Buch von Haffner ist es ähnlich, dort findet sich das wichtigste ganz am Ende, in den allerletzten Sätzen. Die richten sich an so geschichtsvergessene Menschen wie Annalena Baerbock und Robert Habeck, von denen Sebastian Haffner meint, dass sie nicht wissen würden, wie sehr sie mit ihrem Tun, nämlich Deutschland zu zerstören, Hitlers letzten Willen erfüllen. Haffners letzte Worte sind: “Und noch weniger gut ist, das viele Deutsche sich seit Hitler nicht mehr trauen, Patrioten zu sein. Denn die deutsche Geschichte ist mit Hitler nicht zu Ende. Wer das Gegenteil glaubt und sich womöglich darüber freut, weiß gar nicht, wie sehr er damit Hitlers letzten Willen erfüllt.”
Video Sahra Wagenknecht
Text TaxiBerlin

Von Frierskeptikern, Heizschwurblern, Querfrierern und besorgten Bibber-Bürgern – Ein Experiment

Als ich noch Taxi gefahren bin, als ich noch kein Trockener Taxifahrer war, durfte man in meinem Taxi, ich habe das mehrfach erwähnt, zwar nicht telefonieren, dafür aber alles sagen – sogar die Wahrheit. Auch ein Julian Reichelt hätte das gedurft. Julian Reichelt, wer ihn nicht kennt, war bis Oktober vergangenen Jahres “Vorsitzender der Chefredaktionen und Chefredakteur Digital” bei Bild. Dann wurde er entlassen wegen “Vögeln, fördern, feuern”, wie der Spiegel es nannte. Genau deswegen nehme ich den Bösewicht Julian Reichelt als Beispiel. Auch er hätte wie gesagt alles sagen dürfen in meinem Taxi, so wie er es in obigem Video tut, und ich hätte es mir angehört. Ich weiß, wie schwer zuhören mitunter sein kann, insbesondere wenn der Sprecher alles andere als ein Sympathieträger ist wie Julian Reichelt. Es ist richtiggehend Arbeit und man muss es auch üben. Nachdem ich Uber-Corona-bedingt meine Arbeit als Taxifahrer verloren habe, konnte ich das Zuhören weiter bei den Meetings der Anonymen Alkoholiker praktizieren. Auch dort sind mir nicht alle sympathisch gewesen, trotzdem habe ich sie ausreden lassen, habe ihnen zugehört und bin danach, vielleicht das schwerste überhaupt, aber nicht über sie herfallen, sondern habe von mir erzählt, von ihnen gar nicht. Genau das möchte ich meinen Lesern vorschlagen, sozusagen als Experiment. Wer kann, möge sich das, was Julian Reichelt zu sagen hat, anhören, und zwar komplett, ohne es zu bewerten. Auch danach nicht, sondern vielmehr schauen, was das gesagte mit einem macht und warum. Macht es etwas, weil Julian Reichelt es gesagt hat, oder gibt es einen anderen Grund? Und bin der Grund vielleicht ich selbst?

Video JulianReichel
Text TaxiBerlin

Bericht aus Bulgarien (193) – “Überleben hier und weltweit”

 

Da ich jetzt auch unter die Farmer gegangen bin, ist es für mich natürlich interessant und auch wichtig zu sehen, was die Kollegen so machen. Und da musste ich gerade erfahren, dass ganz schön was los zu sein scheint mit den Farmern, und das weltweit. Man erfährt darüber nur wenig, sowohl in Bulgarien, als auch in Deutschland, was merkwürdig ist. Produzieren die Bauern doch die Grundlage unseres Lebens, unsere Nahrung. Diese ist in Bulgarien, obwohl auch sie in den letzten Monaten um einiges teurer geworden ist, von der schlechtesten Qualität, die man sich vorstellen kann. Aber nicht nur das Essen, sondern auch alles andere. Wer kein Geld hat, bekommt den Dreck. Das war schon immer so. Auch deswegen züchte ich meine eigenen Tomaten. Der Mensch lebt aber nicht nur von Tomaten allein. Auch die Bauern wollen leben, und das können sie immer weniger. Auch das ist nicht neu. Wer sich etwas mit der Landwirtschaft beschäftigt hat, weiß, dass das schon seit Jahren so ist. Nun scheint das Leben der Bauern immer mehr einem Überleben zu gleichen, so wie es in Bulgarien für die meisten Menschen ist. Deswegen kommen Bauern in die Städte, um beispielsweise ihre Gülle vor dem Parlament abzukippen, wie in Holland geschehen (ab 1:07). Manch einer meint nun, das würde den Bauern Spaß machen. Ich kann dazu sagen, dass es für mich immer eine Qual ist, in die Hauptstadt zu fahren, wie ich es morgen tun muss, um meine Frau vom Flughafen abzuholen. Eine Qual ist es für mich vor allem deswegen, weil es in großen Städten von kranken Menschen nur so wimmelt. Auch das ist nicht neu. Und auch, dass es sich dabei meist um bedauernswerte, weil wurzellose Menschen handelt. In Berlin noch mehr als in Sofia, denn in der bulgarischen Hauptstadt kommen die allermeisten vom Dorf, wo sie am liebsten auch geblieben wären, wenn es dort zum Überleben gereicht hätte, was sich natürlich auch auf die Stimmung in der Hauptstadt auswirkt. Sofia hat keine guten “Vibes”, also Vibration, um es mal so zu formulieren – das ist leider auch wahr.

Video YouTube
Text TaxiBerlin

Bericht aus Bulgarien (192) – “Permakultur”

Mein kleiner Permakultur-Garten
Neben meiner Hütte gibt es ein wenig Land, das mir gehört, und das ich bewirtschafte. Vielleicht sollte ich “noch” dazu sagen, weil wir ja bald nichts mehr besitzen aber glücklich sein sollen. Ich bin es jetzt schon, also glücklich. Deswegen geht mir das Konzept vom Klaus auch am Allerwertesten vorbei. Mein Konzept ist sowieso ein anderes, es heißt Permakultur. Ich will das Konzept jetzt aber nicht erklären, auch weil ich es selbst nicht richtig verstanden habe. Praktisch mache ich etwas, was auf englisch “I just don’t know what I’m doing” heißt, was im Original aber bulgarisch ist. Jedenfalls sieht das Gras gut aus, was ich unter meinen Tomatenpflanzen verteilt habe. Gras habe ich genug, genau genommen zu viel, weil ich keine Tiere habe und ich selbst noch kein Gras esse, aber das kommt bestimmt noch. Die ersten Brennesseln habe ich schon gegessen, auch weil die Tomaten noch nicht reif sind. Oben in der Mitte scheint eine grüne durch. Links die gelben Blüten, das sind Gurken. Die brauchen besonders viel Wasser, weil sie praktisch nur aus Wasser bestehen. Mit der bulgarischen Rosa-Tomate, was meine von der Sorte her sein sollen, aber das weiß man immer erst, wenn sie reif sind, im letzten Jahr haben sie mich angeschissen, habe ich meine Frau rumgekriegt. Kein Scheiß jetzt! Ich habe ihr so viel von der bulgarischen Rosa Tomate vorgeschwärmt, dass sie am Ende mit mir nach Bulgarien gekommen ist. Am Anfang war das eine ganz schöne Umstellung für sie, immerhin kommt sie aus Amerika. Vor allem war für sie neu, dass hier die Dinge immer gleich kaputt gehen, dass man beispielsweise die Klospülung nicht mit dem ausgestreckten Fuß betätigen sollte in Bulgarien. In Amerika geht das. Die Klospülungen in Amerika sind wirklich der Hammer, total robust. Eigentlich wollte ich so eine amerikanische Klospülung auch in meine Hütte einbauen, aber dann wäre die Spülung teurer gewesen wie die Hütte. Das hätten nicht mal die Bulgaren verstanden. Doch zurück zu der bulgarischen Rosa Tomate. Man muss wirklich nach Bulgarien fahren, um sie zu finden. Gut, im russischen Supermarkt gibt es sie auch, aber wer geht heute noch in einen russischen Supermarkt? Nach Bulgarien fahren kann man noch und sollte man auch, um die bulgarische Rosa Tomate zu probieren. Meine Frau sagte nach der ersten bulgarischen Rosa Tomate, dass es ein Gefühl sei, als würde ein schwarz/weiß Film plötzlich in Farbe wechseln. Naja, oder so ähnlich. Auf jeden Fall hat es geholfen. Ich kann es also empfehlen, wenn einer eine Frau rumkriegen will. Eine Garantie gebe ich aber nicht. Die gibt es in Bulgarien auch nicht, nicht mal auf Tomaten. Ob es sie bei der Permakultur gibt, die ich erst noch verstehen muss, wird man sehen.
Foto&Text TaxiBerlin